Missbrauch und Kirche:Zeit für Aufarbeitung

Die Orden müssen sich mit dem Leid der Opfer beschäftigen.

Von Annette Zoch

Klostermauern sind dick. Ruhe soll dahinter herrschen, Einkehr und Kontemplation. Im Fall des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche aber verwandelte sich diese klösterliche Ruhe in ein dröhnendes Schweigen. Mehr als zehn Jahre ist es her, dass Schüler des Canisius-Kollegs und ein Jesuitenpater, der ihnen zuhörte, die von Priestern und Ordensleuten unter dem Schutz der Kirche verübte sexualisierte Gewalt aufdeckten. Seither wurden Tausende Fälle bekannt, Wissenschaftler legten eine Studie vor, die Bischöfe verpflichteten sich auf einheitliche Standards zur Aufarbeitung. In den Diözesen gibt es Ansprechpartner für Fälle sexualisierter Gewalt.

Doch nicht wenige Orden haben sich in den vergangenen zehn Jahren weggeduckt. Verwiesen darauf, keinem Bischof, sondern direkt dem Vatikan zu unterstehen. Sicher, es gab auch vorbildliche Beispiele der Aufarbeitung - in der Benediktinerabtei Kloster Ettal zum Beispiel. Tatsache ist aber, dass nicht nur Priester, sondern auch Ordensleute in Schulen, Heimen und Internaten Täter geworden sind. Und dass deren Opfer bis heute auf eine Aufarbeitung ihres Leids warten.

Der Ordensoberenkonferenz fehlt das Durchgriffsrecht. Aber klar ist: Es muss noch mehr kommen als eine unverbindliche Mitgliederbefragung. Hier hilft nur öffentlicher Druck.

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