Missbrauch in der katholischen Kirche:Die Komplizen

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Der Dom Maria Himmelfahrt in Bozen ist Bischofskirche der italienischen Diözese Bozen-Brixen. (Foto: Alamy Stock Photos / Cirillo/mauritius images / Alamy Stock P)

Keine einzige italienische Diözese hat Fälle sexuellen Missbrauchs aufarbeiten lassen – bis jetzt. An diesem Montag haben Münchner Rechtsanwälte ein Gutachten für die Diözese Bozen-Brixen vorgestellt. Darin kommen auch Vatikan-Behörden nicht gut weg.

Von Annette Zoch, München

50 Jahre. So lange konnte ein Südtiroler Priester in der Diözese Bozen-Brixen kleine Mädchen missbrauchen – von Mitte der 1960er bis 2010. Er soll sie geküsst, ausgezogen, an den Genitalien berührt haben. Vorgesetzte Pfarrer, Pfarrgemeinderäte, Generalvikare und Bischöfe wussten davon. Als eine Frau wegen des Mannes beim damaligen Bischof Wilhelm Egger vorsprach, soll dieser sich die Haare gerauft und im Dialekt gesagt haben: „Was soll i tien mit de Mander?“ Was soll ich mit den Männern tun? Den Verantwortlichen fiel all die Jahre nichts anderes ein, als den Priester zu ermahnen, ihn zum Psychiater zu schicken und ihn immer wieder zu versetzen, von einer Pfarrei in die andere. Erst 2010 wurde der Mann entpflichtet.

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Vor 15 Jahren wurden die Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg publik, einer Schule in Trägerschaft der Jesuiten. Einer der ehemaligen Schüler, die sich damals an den Schulleiter wandten, ist Matthias Katsch. Er konnte nicht ahnen, welche Lawine er lostreten würde.

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