Katholische Kirche:Kommission verspricht schnellere Verfahren für Missbrauchsopfer

Bei einer Kundgebung auf dem Börsenplatz kritisieren Gläubige aus dem Erzbistum Köln und Aktivisten der Bewegung Maria

Mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle vor allem im Bistum Köln sind viele Katholiken nicht zufrieden.

(Foto: Christoph Hardt/Imago)

Das unabhängige Gremium, das über Anerkennungszahlungen für Missbrauchsopfer in der katholischen Kirche entscheidet, räumt Schwierigkeiten ein - aber wehrt sich auch gegen pauschale Kritik

Das von der katholischen Kirche in Deutschland praktizierte Verfahren zur Anerkennung des Leids von Missbrauchsopfern soll beschleunigt werden. Die Verfahren "in der Anlaufzeit der letzten Monate" hätten zu lange gedauert, räumte die seit Jahresbeginn zuständige Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) am Donnerstag in Bonn ein. Inzwischen seien aber "wichtige Weichenstellungen" erfolgt, "die die Bearbeitungszeiten deutlich verkürzen werden".

Die UKA reagierte damit auf Kritik von Betroffenen an ihrer Arbeit. Am Dienstag hatten die Betroffenen Patrick Bauer und Jens Windel einen als "Hilferuf" gekennzeichneten Brief an die 27 Bischöfe geschickt und gefordert, das seit Januar geltende Verfahren zu stoppen. Beide sitzen im Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz, sie verschickten den Brief aber nicht im Namen des Gremiums.

Bei der UKA sind aktuell insgesamt 1172 Anträge eingegangen und 173 davon beschieden. Die Deutsche Bischofskonferenz hat für die UKA derzeit eine Referenten- und eine Sachbearbeiter-Stelle ausgeschrieben, um die Anträge schneller bearbeiten zu können. Die Kommission ist mit sieben Fachleuten aus Recht, Medizin, Psychologie und Kriminologie besetzt und arbeitet unabhängig. Die geplante Aufstockung werde "maximal" zu einer Halbierung der Bearbeitungszeit führen, befürchten Bauer und Windel. Demnach wären bis Jahresende "nicht einmal ein Drittel der vorliegenden Anträge" bearbeitet.

Margarete Reske, die Vorsitzende der UKA und ehemalige Vorsitzende Richterin am Oberlandesgericht Köln, ließ in der Mitteilung ihre Irritation über den Brief erkennen: Die UKA habe am 22. Juni mit dem Betroffenenbeirat der Bischofskonferenz "auf dessen Bitten ein ausführliches und gutes Gespräch geführt". Hierbei seien zahlreiche Punkte, die nun in dem Brief kritisiert würden, bereits angesprochen worden, so Reske. Auch wies sie die "pauschale Wertung" zurück, durch die Arbeit der UKA werde "keine wertschätzende Anerkennungsleistung erbracht. Diese Kritik entbehrt jeder Grundlage."

Reske wies auch die Kritik an den geringen Summen zurück. Diese Kritik gründe "im Wesentlichen in Äußerungen, die die UKA nicht zu verantworten hat. Die UKA orientiert sich als unabhängiges Gremium in der Höhe an Größenordnungen, wie sie im staatlichen Bereich üblich sind, und zwar hier ausdrücklich am oberen Rand".

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