Im Februar 2010 meldete sich die damalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger in den "Tagesthemen" zu Wort, Thema: Die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Sie erwarte, "dass die Verantwortlichen der katholischen Kirche endlich konstruktiv mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten, Hinweise geben, mit aufklären", sagte die FDP-Politikerin. Bisher habe sie nicht den Eindruck, dass die Verantwortlichen "ein aktives Interesse an wirklich rückhaltloser und lückenloser Aufklärung gezeigt haben". Der damalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hieß Robert Zollitsch. Er schäumte, sprach von der "seit Jahren schwerwiegendsten Attacke" einer Bundesregierung gegen die katholische Kirche. Die Ministerin habe "maßlos gegen die Kirche polemisiert". Er setzte ihr ein Ultimatum, sich zu entschuldigen. In dieser Woche wurde ihm nun durch Gutachter bescheinigt, als Erzbischof jahrzehntelang selbst Missbrauchsfälle vertuscht zu haben. Jetzt gibt er das Bundesverdienstkreuz zurück, das ihm 2014 für seine Verdienste um Kirche und Gesellschaft verliehen wurde.
Streit mit Erzbischof Zollitsch:"Ein tiefer Ausdruck von Missachtung"
"Sexueller Missbrauch ist ein Verbrechen, das Menschen im Kern beschädigt": Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), frühere Bundesjustziministerin.
(Foto: Reiner Zensen /imago images)Als Bundesjustizministerin warf Sabine Leutheusser-Schnarrenberger der katholischen Kirche wenig Willen zur Aufklärung von Missbrauch vor. Mit Erzbischof Robert Zollitsch stritt sie öffentlich - der forderte eine Entschuldigung. Heute sieht die Politikerin sich bestätigt.
Interview von Annette Zoch
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