Missbrauch in der Kirche:Geld und Verantwortung

Opfer sexualisierter Gewalt sollen bis 50000 Euro bekommen. Das entbindet die katholische Kirche aber nicht davon, endlich die Namen von Verantwortlichen zu nennen - ohne Ansehen der Person oder der Funktion.

Von Annette Zoch

Die Opfer hätten sich mehr gewünscht: Bis zu 400 000 Euro hatten sie - gemeinsam mit unabhängigen Fachleuten - gefordert für das, was ihnen unter dem Dach der katholischen Kirche angetan worden ist. In angelsächsischen Ländern sind die gezahlten Summen um ein vielfaches höher. Es ist ja eine schwierige Frage: Lässt sich Leid überhaupt quantifizieren? Und wie?

Es ist nun nicht so viel geworden, wie von den Betroffenen erhofft - bis zu 50 000 Euro will die katholische Kirche zahlen, zusätzlich können sich Betroffene die Kosten für Therapien erstatten lassen. Man kann die Enttäuschung verstehen. Aber es ist immerhin zehnmal mehr als das, was die Kirche heute im Schnitt zahlt.

Gänzlich ungeklärt ist aber bis heute die Frage nach der Verantwortung führender Kirchenvertreter für das System, das sexualisierte Gewalt erst möglich machte. Bisher wurden - wenn überhaupt - immer nur die Täter direkt belangt. Doch damit die immer wieder an Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlene herankamen, brauchte es auch eine Struktur der Ermöglicher dahinter - Kirchenobere, die Priester von Stelle zu Stelle versetzten, die wegsahen, die Opfern nicht glaubten und schwiegen. Denn letztlich wird auch das in Zukunft über die Glaubwürdigkeit der Kirche entscheiden: Ob Verantwortliche benannt werden, ohne Ansehen der Person und der Funktion.

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