Missbrauch in der katholischen Kirche:Prälat soll zwei Mitarbeiter des Vatikans belästigt haben

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Auch unter dem Dach der evangelischen Kirche gibt es sexuelle Gewalt: 600 Fälle sind in der Bundesrepublik bekannt. (Foto: Friso Gentsch/dpa)
  • In der Amtszeit von Papst Benedikt XVI. sollen sexuelle Übergriffe eines deutschen Prälaten gedeckt worden sein.
  • Einer der betroffenen Geistlichen will die Übergriffe strafrechtlich klären lassen.
  • Der beschuldigte Prälat wurde inzwischen wieder in Deutschland in seinem bayerischen Heimatbistum eingesetzt.

Von Andrea Bachstein, München

Während des Pontifikats von Benedikt XVI. in den Jahren von 2005 bis 2013 sollen sexuelle Übergriffe eines deutschen Prälaten gedeckt worden sein. Dieser sei damals nur von seiner Tätigkeit im vatikanischen Staatssekretariat versetzt worden, habe aber ansonsten keine Konsequenzen wie eine kirchenrechtliche Untersuchung tragen müssen.

Die Bild-Zeitung berichtete am Mittwoch, sie sei im Besitz von E-Mails aus dem Jahr 2012, aus denen hervorgehe, dass sowohl der Papst wie sein Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein von den Vorwürfen gegen den Prälaten Kenntnis gehabt hätten. Dieser hatte demnach mindestens zwei Geistliche, ebenfalls Mitarbeiter des Vatikan, massiv sexuell belästigt. Gänswein wurde demnach 2013 nochmals über die Übergriffe informiert, habe aber nicht reagiert. Dem Bericht zufolge habe Papst Benedikt dem Verdächtigen einen Gefallen geschuldet, weil dieser bei der Wahl des Kirchenoberhauptes beitrug, dass unter den Kardinälen beim Konklave eine Mehrheit für Joseph Ratzinger zusammenkam.

Vier Stunden von Kriminalbeamten gehört

Einer der betroffenen Geistlichen will die Übergriffe strafrechtlich klären lassen. Sein Anwalt Alexander Stevens sagte der Süddeutschen Zeitung am Mittwoch , er sei entsetzt, dass die zuständige Staatsanwaltschaft in Ingolstadt den Fall noch immer als Vorverfahren behandle und kein Ermittlungsverfahren eröffnet habe. Sein Mandant sei im August vier Stunden lang von Kriminalbeamten gehört worden, welche die Vorwürfe sehr ernst genommen hätten. Zudem, so Anwalt Stevens, liege inzwischen die eidesstattliche Aussage eines weiteren Geistlichen vor, der die Vorwürfe gegen den Prälaten bestätige. Dieser habe zudem per Whatsapp einem der Betroffenen vorgeschlagen, für eine Gegenleistung die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Dies lasse sich als Verdunkelungsversuch auslegen.

Der beschuldigte Prälat wurde inzwischen wieder in Deutschland in seinem bayerischen Heimatbistum eingesetzt. Bild nannte seinen Namen nicht. Er lasse derzeit seine Ämter ruhen, bis die Vorwürfe geklärt seien, die er selbst zurückweise. Laut einem früheren Bericht liegen dem Vatikan auch medizinische Unterlagen vor, die den Missbrauch durch den ehemaligen Vatikan-Diplomaten belegen sollen.

© SZ vom 31.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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