Erzbistum Köln:Im Lesesaal des Schreckens

Cardinal Woelki Holds Press Conference

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hielt das Gutachten über ein Jahr lang unter Verschluss.

(Foto: Andreas Rentz/Getty Images)

Streng bewacht können nun Interessierte ins zurückgehaltene Missbrauchsgutachten der Münchner Kanzlei WSW schauen. Was steht nun in dem 500 Seiten starken Dokument - und wie unterscheidet es sich von der Untersuchung des Strafrechtlers Björn Gercke?

Von Matthias Drobinski und Annette Zoch, Köln

Schräg links unter dem gekreuzigten Christus sitzt ein bulliger Sicherheitsmann auf einem viel zu kleinen Stuhl. Er hat ein Funkgerät in der Westentasche und blickt streng in den Saal im Maternushaus in Köln. Niemand soll hier Fotos machen, elektronische Geräte sind verboten, nur handschriftliche Notizen erlaubt. Seit Donnerstag ist nun für gut eine Woche unter strengen Auflagen Einsicht in das Missbrauchsgutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) für das Erzbistum Köln möglich, das Zeitfenster zum Lesen beträgt 90 Minuten. Auf jedem der zehn im Saal verteilten Tische liegt ein Exemplar, abgeheftet in einem dicken weißen Aktenordner. Daneben, gleich zur Einordnung: das zweite Gutachten des Strafrechtlers Björn Gercke, das anders als das WSW-Gutachten in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Außerdem ein Gutachten der Professoren Jahn/Streng, das dem WSW-Gutachten methodische Mängel attestierte, und ein Vergleich beider Gutachten von Professor Heinz Schöch. Tausende Seiten über sexualisierte Gewalt - ein Lesesaal des Schreckens.

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