Viele Pflegekräfte in Deutschland verdienen im kommenden Jahr mehr Geld. Der Mindestlohn in der Branche steigt zum 1. Januar 2018 auf 10,55 Euro pro Stunde im Westen und 10,05 Euro im Osten des Landes, das ist ein Plus von 3,4 Prozent (West) und 5,8 Prozent (Ost). Das Bundesarbeitsministerium in Berlin hat eine entsprechende Entscheidung der Pflegekommission am Dienstag bekanntgegeben. Geplant ist auch, dass die Vergütung bis zum Jahr 2020 nochmals in zwei Stufen angehoben wird, Pfleger sollen dann 11,35 Euro beziehungsweise 10,85 Euro pro Stunde verdienen.
Der Mindestlohn gilt für alle Pfleger, die in Heimen oder bei ambulanten Pflegediensten beschäftigt sind. Nach Angaben des Ministeriums sind dies etwa 900 000 Arbeitnehmer. Die Untergrenze zielt vor allem auf Hilfskräfte, die zumeist weniger verdienen als ausgebildete Altenpfleger. Für alle anderen Pflegekräfte, die nicht in einer Einrichtung arbeiten und zum Beispiel privat beschäftigt werden, gilt der allgemeine gesetzliche Mindestlohn von derzeit 8,84 Euro pro Stunde.
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles zeigte sich am Dienstag zuversichtlich, dass die Erhöhung der Mindestlöhne in der Pflege dazu führen werde, "die Qualität in diesem Berufsfeld zu sichern und faire Wettbewerbsbedingungen für die Einrichtungen zu schaffen". Die Pflege von anderen Menschen sei "kein Beruf wie jeder andere", erklärte die SPD-Politikerin. Der Bedarf an gutem, motiviertem Personal steige in allen Bereichen.
Unterdessen wurden ebenfalls am Dienstag neue Zahlen bekannt, wie stark die Branche in Zukunft wächst: Bis zum Jahresende werde die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland auf 3,4 Millionen klettern, ergab eine Expertenschätzung im Auftrag des Fachverlags Vincentz Network. Ende 2015 registrierte das Statistische Bundesamt noch 2,9 Millionen Pflegebedürftige im Land. Der prognostizierte Anstieg von etwa 17 Prozent in zwei Jahren wird vor allem auf die jüngste Pflegereform von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zurückgeführt: Seit Jahresbeginn haben mehr Menschen als zuvor Anspruch darauf, Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung zu bekommen. Eines der größten Hindernisse für einen Ausbau der Altenheime sei der Fachkräftemangel, heißt es weiter. Derzeit fehlten der Branche 30 000 Arbeitskräfte, in einigen Jahren könnten gar 150 000 Pfleger zu wenig vorhanden sein. Als Folge müssten jetzt schon ambulante Pflegedienste schließen.