Militärputsch in der Türkei:Gülen macht Erdoğan für Putsch in der Türkei verantwortlich

U.S. based cleric Fethullah Gulen at his home in Saylorsburg, Pennsylvania

Fetullah Gülen in seinem Haus im Exil im US-Staat Pennsylvania.

(Foto: Charles Mostoller/Reuters)

Der türkische Präsident habe dadurch seine Macht ausbauen wollen, sagt der Prediger, und den Umsturz seit Jahren geplant. "Er hat nur auf die richtige Gelegenheit gewartet."

Der Prediger und religiöse Führer der Hizmet-Bewegung Fetullah Gülen macht den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan für den gescheiterten Militärputsch in der Türkei im Juli verantwortlich. "Dass Erdoğan selbst hinter dem Putsch stehen könnte, schien mir zuerst nur als eine Möglichkeit. In den letzten Tagen ist es für mich zur Gewissheit geworden. Neue Enthüllungen in der Türkei legen diesen Schluss nahe", sagte Gülen in einem Gespräch mit der Zeitung Die Zeit, der Nachrichtenagentur dpa und der spanischen Tageszeitung El País.

Erdoğan habe den Umsturzversuch geplant und ausgenutzt, um seine Macht auszubauen, sagte Gülen. "Er hat nur auf den richtigen Moment gewartet." Nach der Zukunft der Türkei gefragt, sagte Gülen: "Diese Leute sind außer Kontrolle. Sie werden sich nicht an Recht und Gesetz halten. Internationales Recht ist nicht genug, um sie zu stoppen. Nur die EU, die Vereinigten Staaten und die Nato können sie zwingen, zu den Regeln zurückzukehren, und dass sie die Verfassung respektieren."

Der türkische Präsident selbst behauptet, Gülen habe den Putschversuch von den USA aus gesteuert. Dort lebt er seit 1999 im Exil. Nach dem Scheitern des Coups im Juli hat Erdoğan Tausende Mitarbeiter aus Polizei, Justiz, Verwaltung und Bildung entlassen. Journalisten und ausländische Organisationen haben mit zunehmenden Repressalien zu kämpfen.

Gülen bestreitet eine Beteiligung an dem Betreiben. "Wer behauptet, dass wir geputscht haben, der soll das auch beweisen. Die Beweislast liegt nicht bei uns, sondern bei denen, die uns beschuldigen." Es liege ihm fern, sagte Gülen, seine Anhänger zur Gegenwehr oder gar zur Rache aufzufordern. "Ich kann, was ihnen geschieht, nur verurteilen als das Machtgebaren paranoider politischer Führer."

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