Süddeutsche Zeitung

Militärputsch in der Türkei:Eine Nacht lang Chaos

Explosionen und Schüsse in den Straßen. Kämpfe an strategisch wichtigen Punkten. Bürger, die für ihren Präsidenten demonstrieren. Bilder einer chaotischen Nacht und des folgendes Morgens in der Türkei.

Menschen feiern mit regimetreuen Polizisten am Samstagmorgen. Präsident Recep Tayyip Erdoğan zeigte sich nach einer chaotischen Nacht am Samstagmorgen in Istanbul siegesgewiss: "Die Türkei wird nicht vom Militär regiert", sagte er und kündigte an, das Militär "vollständig zu säubern". Ministerpräsident Binali Yildirim sagte, die Situation im Land sei weitgehend unter Kontrolle.

Auf dem Istanbuler Taksim-Platz nehmen Polizisten Soldaten fest. Der Putschversuch von Teilen der Armee in der Türkei hat nach offiziellen Angaben des Militärs mindestens 194 Menschen das Leben gekostet. Unter den Opfern seien auch 47 Zivilisten sowie 104 Putschisten, sagte der kommissarisch zum Militärchef ernannte General Ümit Dündar am Samstagmorgen. Es gebe zudem mehr als 1100 Verletzte, meldete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu.

In den Straßen Ankaras fuhren in der Nacht auf Samstag Panzer auf: In der Türkei versuchte das Militär, gegen die Regierung von Präsident Erdoğan zu putschen. Am Abend hieß es zunächst, die Streitkräfte hätten die "volle Kontrolle" übernommen. Doch am Morgen wurde klar, dass der Putsch abgewehrt worden ist.

Bei den Attacken war sogar das Büro von Premierminister Yildirim im Parlament in Ankara demoliert worden.

Erdoğan-Anhänger demonstrierten auf den Straßen von Ankara gegen die Putschisten.

In den Straßen Ankaras herrschten chaotische Zustände. Ständig waren Explosionen und Schüsse zu hören. Am türkischen Parlament war eine Explosion zu hören - Medien berichteten, es sei von einer Bombe getroffen worden. Es wurde auch am Samstagmorgen noch von auch von Kämpfen am Gebäude Militärhauptquartiers berichtet.

In Istanbul überrollten Protestierende mit einem Panzer diverse Autos.

Auch auf dem Istanbuler Taksim-Platz demonstrierten Erdoğan-Anhänger gegen die Putschisten. Der Präsident hatte die Bürger zum Widerstand aufgerufen und sie gebeten, sich auf den Plätzen des Landes zu versammeln.

Und einige Stunden später, wieder Taksim-Platz: Ein Paar schießt ein Selfie. Der Platz scheint mittlerweile leer, im Hintergrund ein paar Soldaten.

In Ankara standen Polizeikräfte vor dem Hauptquartier der Armee. Nach Angaben des Senders CNN Türk kam es in der türkischen Hauptstadt Ankara zu Gefechten zwischen Polizei und Militär. Die Armee habe die Polizeidirektion beschossen, hieß es.

Erdoğan meldete sich am späten Freitagabend in einem Interview mit dem Sender CNNTürk zu Wort. Das Interview wurde über die Video-Chat-App Facetime geführt, die auf dem Mobiltelefon der Moderatorin läuft.

Das Militär hatte am Abend in Istanbul mehrere Brücken über den Bosporus abgeriegelt. An einer dieser Brücke sollen auch Schüsse gefallen sein. Soldaten feuerten offenbar auf Zivilisten. Es soll viele Verletzte gegeben haben.

Auch am Atatürk-Flughafen von Istanbul waren am Abend Panzer zu sehen. Zunächst war der Flugbetrieb unterbrochen, in der Nacht hieß es jedoch, schon bald sollten wieder Flugzeuge starten können. Landungen blieben noch ausgesetzt, da der Flughafen überfüllt sei. Auf dem Airport befinden sich vor allem Zivilisten, die gegen den Putsch protestieren. Später landete hier auch Präsident Erdoğan und sagte: "Wir werden unser Land diesen Besetzern unter keinen Umständen überlassen. Am Ende wird es gut ausgehen."

Morgengrauen in Istanbul: Eine der Bosporus-Brücken ist wieder freigegeben. In der Nacht waren hier noch Panzer aufgefahren.

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