Mehr als jeder Vierte im Land muss sich mit einem Wortmonster herumplagen: "Migrationshintergrund". Über 21 Millionen Menschen stattet das Statistische Bundesamt aktuell mit dem Begriff aus. Seit die Ämter ihn nutzen, hat er sich auch im allgemeinen Sprachgebrauch eingebürgert und wird hier oft problematisierend verwendet.
Dabei suggeriert Migrationshintergrund eine Gruppenzugehörigkeit, die keine ist. Niemand wird mit solch einer Staatsangehörigkeit geboren. Gemeint ist von Amts wegen die zugezogene Chinesin ebenso wie der Kölner mit türkischen Eltern. Der syrische Flüchtling gehört dazu und die Saarländerin mit französischer Mutter. Mit sozialen Realitäten hat das Wort nichts zu tun; es verhandelt nach unseliger alter Sitte Blutsverwandtschaft. Die Zahlen selbst führen die Bezeichnung ad absurdum: 26 Prozent der Bevölkerung sind keine kleine Minderheit. Erst recht sind sie keine Gruppe Problemfälle.
Und was ist mit den anderen 74 Prozent, haben die keinen Hintergrund, keine Geschichte? Für sie gibt es gar nicht erst ein Wort, sie sind ja deutsche Durchschnittsbürger, die scheinbare Norm. Die aber ist auch nur eine Fiktion. Der eine hat Hugenotten-Ahnen, die andere kann Platt, lebt aber in München. Vielfalt anerkennen heißt, irreführende Verallgemeinerungen zu meiden.