Migration - Bochum:Flüchtlingsrat NRW rechnet mit mehr Schutzsuchenden

Afghanistan
Birgit Naujoks, Geschäftsführerin vom Flüchtlingsrat NRW. Foto: Martin Gerten/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Bochum (dpa/lnw) - Angesichts der Lage in Afghanistan rechnet der Flüchtlingsrat Nordrhein-Westfalen wieder mit mehr Schutzsuchenden aus dem Land. "Die Kapazitäten in Deutschland sind da", sagte Birgit Naujoks, Geschäftsführerin des Flüchtlingsrats NRW am Dienstag. Weil die Zahl der Ankommenden zuletzt auf niedrigem Niveau gelegen habe und in den Landeseinrichtungen nach den Erfahrungen von 2015 viele Reserveplätze vorgehalten würden, könne man schnell reagieren, sollte es notwendig sein. "Auch die Kommunen haben gelernt, können auf Strukturen zurückgreifen und haben vielfach Puffer geschaffen", sagte sie. 2015 waren mehrere hunderttausend Migranten weitgehend unkontrolliert nach Deutschland eingereist.

Wie groß das Ausmaß der nicht kontrollierten Flüchtlingsbewegungen sein werde, hänge aber von vielen Faktoren ab, die sowohl die EU als auch Deutschland nun beeinflussen könnten, sagte Birgit Naujoks, Geschäftsführerin des Flüchtlingsrates in NRW. Aufnahmeprogramme zunächst für unmittelbar bedrohte Gruppen sowie die Schaffung sicherer Fluchtwege in die Nachbarländer gehörten zu den wichtigsten Sofortmaßnahmen. "Wir fordern ein Akut-Aufnahmeprogramm das weit über die Ortskräfte hinausgeht. Wir sprechen hier von mehreren zehntausend Menschen, die akut in Gefahr sind.", sagte Naujoks. Auch Familienangehörige von Geflüchteten, die bereits in Deutschland seien, Mitarbeiter von deutschen oder aus Deutschland finanzierten NGOs sowie beispielsweise Menschenrechtler, kritische Journalistinnen oder queere Menschen müssten nun so schnell wie möglich in Sicherheit gebracht werden. "Das geht zur Zeit nur über eine Luftbrücke", sagte Naujoks.

Auch für diejenigen, die es in die Nachbarländer Afghanistans schafften, brauche es anschließend Perspektiven, betonte Naujoks. Je besser die Bedingungen dort und je umfangreicher die aufzulegenden Aufnahmeprogramme von Deutschland und der EU, desto weniger Menschen seien gezwungen, sich auf den Weg in Richtung Europa zu machen. "Wir brauchen großzügige Umsiedelungsprogramme für Schutzbedürftige aus Afghanistans Nachbarländern. Sie machen nicht nur eine sichere Einreise möglich, sondern ermöglichen es auch den Aufnahmeländern, sich gut vorzubereiten und das Geschehen zu kontrollieren", erklärte sie.

© dpa-infocom, dpa:210817-99-871625/2

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