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Migration - Bihac:Sozialmediziner Trabert hilft Flüchtlingen in Bosnien

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Bihac/Mainz (dpa/lrs) - Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert ist in die bosnische Stadt Bihac gefahren, um dort gestrandete Flüchtlinge medizinisch zu versorgen. Er habe am Wochenende in einer ehemaligen Fabrikhalle Kranke und Verletzte versorgt, sagte Trabert am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Sobald er die offizielle Genehmigung der Behörden dafür habe, wolle er mit zwei Pflegekräften und zwei Sozialarbeitern bedürftige Menschen behandeln. Das Team hat dafür zwei zu mobilen Arztpraxen umgerüstete Kleinbusse mitgebracht.

Nach der Ankunft am Samstagmorgen übergab Trabert der Hilfsorganisation SOS Bihac mitgebrachte Schlafsäcke, Isomatten, Unterwäsche, Mützen, Schals, Handschuhe, Windeln und Hygieneartikel zur Verteilung an Geflüchtete. Diese lebten in Bihac an unterschiedlichen Orten wie Abbruchhäusern. "In der Fabrikhalle mit über 100 Menschen gibt es kein Wasser, keine Heizung", sagte Trabert. "Sie haben Feuerstellen angelegt und versuchen, sich ein bisschen zu wärmen."

Wirksame Hilfe vor Ort werde von Spannungen erschwert, die in der Zeit des Bosnien-Kriegs vor mehr als 25 Jahren wurzelten, berichtete Trabert vor einer Fahrt in das Lager Lipa. "Es ist gar nicht so lange her, dass die Menschen in der Region vor Krieg geflohen sind - jetzt haben sie selbst Flüchtlinge hier." Es gebe Misstrauen und Kommunikationsprobleme zwischen der regionalen Verwaltung und der Regierung in Sarajevo, zwischen privaten Hilfsinitiativen und den Behörden.

Der Mitbegründer des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland sprach sich für ein EU-Konzept aus: "Die Menschen müssen da herausgeholt werden." Wegen der winterlichen Bedingungen sei die Lage fast noch dramatischer als auf Lesbos. "Ich würde mich nicht wundern, wenn Menschen erfrieren, ohne dass man es erfährt."

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