Die Statistiker nennen es "Wanderung". Doch die Wege, die die Menschen beschreiten müssen, um vom zuständigen Bundesamt gemessen zu werden, haben nichts gemein mit beschaulichen Wanderungen im Spessart oder Schwarzwald. Hier geht es um Ein- und Aus-, um Zu- und Abwanderung, um Entscheidungen also, die ein Leben grundlegend verändern können. Und es geht um die Frage, wie attraktiv die Bundesrepublik im internationalen Vergleich für Arbeitskräfte ist.
Im zweiten Jahr in Folge verlassen mehr Menschen dauerhaft die Bundesrepublik als Menschen nach Deutschland einwandern.
(Foto: AP, sde)Jedes Jahr ermittelt das Statistische Bundesamt, wie viele Menschen dauerhaft nach Deutschland gezogen sind und wie viele das Bundesgebiet verlassen haben. Die Zahlen für das Jahr 2009, die die Behörde an diesem Mittwoch veröffentlicht hat, bestätigen eine beunruhigende Entwicklung: Deutschland ist im zweiten Jahr in Folge mehr Auswanderungsland als Einwanderungsland.
721.000 Menschen sind im vergangenen Jahr in die Bundesrepublik gezogen. Das ist die gute Nachricht, denn das sind immerhin 39.000 mehr als im vergangenen Jahr. Die schlechte ist: 734.000 haben Deutschland den Rücken gekehrt. In der Endabrechnung hat also eine Kleinstadt mit 13.000 Einwohnern Deutschland verlassen. Immerhin: Im vergangenen Jahr war die Bilanz noch verheerender.
Alarmsignal für die Politik
Ein Blick zurück zeigt aber, wie sehr sich die Gewichte verschoben haben. Seit der Wiedervereinigung bis ins Jahr 2007 war der Wanderungssaldo stets positiv. In den neunziger Jahren wanderten durchschnittlich mehr als eine Million Menschen nach Deutschland ein, während nur etwa 700.000 Menschen Deutschland verließen.
Auswanderer ist streng genommen nur, wer das Land dauerhaft verlässt, was sich aber aus der Statistik nicht herauslesen lässt. Außerdem treten Sondereffekte auf. Die Zahlen des Bundesamtes sind insofern mit Vorsicht zu genießen. Dennoch sollten die Zahlen die Politik alarmieren.