Migranten:Mein Recht

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Nizaqete Bislimi ist aus Kosovo. Aber, sagt sie: "Ich bin aber keine Albanerin, sondern halb Aschkali, halb Roma." (Foto: Regina Schmeken)

Nizaqete Bislimi war lange in Deutschland nur geduldet. Heute ist sie Anwältin. Über eine Frau, die weiß, wie man sich verteidigt.

Von Evelyn Roll

Die erstaunliche Geschichte von Nizaqete Bislimi, einem Roma-Mädchen aus Kosovo, erzählt von einer starken, tapferen Hauptfigur. Sie hat viele heimliche Nebenhelden. Und obwohl diese Geschichte wie ein Märchen klingt, wie ein Wunder aus besseren Zeiten, beantwortet sie möglicherweise die Frage, ob wir das jetzt wirklich schaffen. Und wenn, wie. Nizaqete Bislimi ist vierzehn, als sie im September 1993 mit der Mutter und ihren vier Geschwistern zum letzten Mal von ihrem kosovarischen Dorf Hallaç i Vogël in die Stadt Lipjan gelaufen ist. Ein letztes Mal über die Felder, über die sie vor wenigen Wochen von jungen Burschen aus dem eigenen Dorf mit Stöcken in den Händen nach Hause gejagt worden waren. "Magjupe" - "Zigeunerinnen" hatten die gerufen. Mit dem Bus geht es nach Priština. Mit einem anderen Bus von Priština in die Slowakei. Dort steckt ein Fluchthelfer sie in seinen engen, nach Diesel stinkenden Kleintransporter und bringt sie über geheime Wege und mehrere Grenzen hinweg nach Deutschland. Nizaqete Bislimi hält eine Orange fest in der Hand, deren Duft sie immer wieder einatmet, um den Dieselgestank, die Abschiedstrauer und die Angst aushalten zu können. Die Angst, die größer wird, als die anderen erzählen, dass Asylanträge von Menschen aus dem Westbalkan in Deutschland allesamt abgelehnt werden.

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