Süddeutsche Zeitung

Mieten:Schonraum Wohnung

Die Bundesregierung will Mieter schützen, die durch die Corona-Krise in Finanznot geraten sind. Das ist richtig, denn in dieser Zeit kommt der Wohnung noch größere existenzielle Bedeutung zu als ansonsten. Vermietern aber kann der Staat kaum helfen.

Von Constanze von Bullion

Wohnungsverlust, das ist in Zeiten von Corona ein Schreckgespenst besonders bedrohlicher Sorte. Denn wo Beschäftigungsverhältnisse unsicher werden und Freiberufler um ihre Existenz fürchten müssen, gewinnt der private Wohnraum erheblich an Bedeutung. Er dient nicht nur als gesundheitlicher Rückzugsort. Für viele ist die Wohnung über Nacht auch zum Büro geworden, mithin zur Insel, ohne die Geldverdienen nicht mehr möglich wäre.

Das hohe Tempo, mit dem die Bundesregierung solche Inseln jetzt schützen will, ist berechtigt. Mieter und Gewerbetreibende, die in den nächsten drei Monaten wegen der Pandemie Miete schuldig bleiben, können nicht vor die Tür gesetzt werden. Das ist zumindest ein Aufschub der gröbsten Sorgen, die jetzt über Kleinunternehmer und Menschen mit fehlenden Rücklagen hereinbrechen können.

Nur - gelöst ist das Problem nicht. Denn zurückgezahlt werden müssen die Mieten trotzdem irgendwann. Und auch für manche Privatvermieter in Deutschland könnte es finanziell bald eng werden, wenn sie Darlehen nicht mehr bedienen können, weil sicher geglaubte Mieteinnahmen nicht aufs Konto fließen. Schon rufen Immobilienbesitzer nach staatlicher Stütze. Sie werden sich etwas gedulden müssen. Zuerst muss Bedürftigen geholfen werden.

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Quelle:
SZ vom 24.03.2020
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