Wahlen in den USA:Knapper als gedacht

USA: Präsident Joe Biden und Kathy Hochul, Gouverneurin von New York

Endspurt bei den Midterms: Präsident Joe Biden leistete der Gouverneurin von New York, Kathy Hochul, am Wochenende Wahlkampfhilfe.

(Foto: Stephanie Keith/AFP)

Bei einigen der Gouverneurswahlen dürfte es sehr knapp werden. Auch hier zeigt sich, wie gespalten Amerika ist.

Von Peter Burghardt, Washington

Kathy Hochul hat hohen Besuch bekommen dieser Tage, weltberühmte Gäste. Die US-Vizepräsidentin Kamala Harris sowie die frühere First Lady und Außenministerin Hillary Clinton standen vergangene Woche in Albany mit ihr auf der Bühne. Am Samstag warb dann der ehemalige Präsident Bill Clinton in Brooklyn für sie, und am Sonntag kam Joe Biden, der aktuelle Präsident, nach Westchester County. Sie alle wollen, dass die Demokratin Hochul Gouverneurin von New York bleibt.

Seit August 2021 erst ist sie auf diesem Posten, als erste Frau, ihr Vorgänger Andrew Cuomo musste wegen Vorwürfen sexueller Belästigung zurücktreten. Trotzdem sah es lange so aus, als könne sie ihr Amt bei den Wahlen am 8. November ohne Probleme verteidigen; der liberale Bundesstaat ist eine Bastion der Demokraten. Nun scheint es für Kathy Hochul gegen ihren republikanischen Herausforderer Lee Zeldin knapper zu werden als erwartet, weshalb im Wahlkampffinale die Politprominenz der Demokraten Beistand leistete. Biden hängte die Sache höher und wies darauf hin, dass es bei diesen Midterms um "eine Wahl zwischen zwei grundlegend verschiedenen Visionen von Amerika" gehe. "Die Demokratie steht buchstäblich auf dem Stimmzettel."

Jedenfalls geht es bei den Zwischenwahlen außer um Abgeordnete und Senatoren, also die Macht im Kongress von Washington, auch um die Gouverneure. In 36 US-Bundesstaaten werden die governors gewählt. Der Ausgang dieser Abstimmungen erzählt ebenfalls viel über die politischen Verhältnisse und die mögliche Zukunft der Nation. In einigen dieser Rennen dürfte es sehr knapp werden. Auch hier zeigt sich, wie gespalten Amerika ist. Auch hier treten Kandidatinnen und Kandidaten an, die zum rechten Kreis der Republikaner gehören. Bei mindestens zwei von ihnen werden überregionale Ambitionen vermutet.

In Florida dürfte Ron DeSantis sein Amt verteidigen, der Nachfahre italienischer Einwanderer beherrscht seit 2019 das flache Land zwischen Atlantik und Golf von Mexiko. Seit dem Hurrikan Ian ist der Republikaner besonders oft zu sehen, er könnte 2024 oder spätestens 2028 versuchen, ins Weiße Haus einzuziehen. Sein sehr konservatives Profil schärfte er in diesen Wochen unter anderem damit, dass er Migranten aus Venezuela nach deren Grenzübertritt aus Texas nach Martha's Vineyard fliegen ließ, in demokratisches Terrain.

Am spannendsten dürfte es in Arizona werden, wo eine Trump-Anhängerin antritt

Oder Arizona, das voraussichtlich spannendste Rennen. Dort will die vormalige Fernsehmoderatorin Kari Lake die Demokratin Katie Hobbs bezwingen, sie ist eine der schärfsten Vertreterinnen der Trump-Riege und wurde im Wahlkampf zum republikanischen Shootingstar. Es heißt, Trump wolle sie 2024 zu seiner Kandidatin für die Vizepräsidentschaft machen. Kari Lake behauptet, Trump habe vor zwei Jahren "einen Erdrutschsieg" errungen, Abtreibung nannte sie "Mord" und Reporter "Monster". In Michigan wird es interessant, weil dort auch über weitere Freiheiten beim Schwangerschaftsabbruch abgestimmt wird. Die Demokratin Gretchen Whitmer ist dafür, die Republikanerin Tudor Dixon dagegen. Scheitert das Referendum, dann könnten dort bald wieder die Regeln von 1931 gelten, dann wäre Abtreibung selbst bei Inzest und Vergewaltigung verboten.

In Kalifornien, wo früher die Republikaner Ronald Reagan und Arnold Schwarzenegger regierten, dürfte wieder eindeutig der Demokrat Gavin Newsom gewinnen. Er wäre 2024 eine Alternative zu Joe Biden, sagte jedoch, es sei nicht der Moment und nicht sein Ehrgeiz. In Texas liegt der erzkonservative republikanische Gouverneur Greg Abbott vor Beto O'Rourke. Obwohl sich eine Gruppe von Demokratinnen, unabhängigen Frauen und gemäßigten Republikanerinnen gegen ihn wendet. Auch diese Gegnerinnen nennen sich kurz MAGA, aber nicht wie bei Trump "Make America Great Again", sondern: "Mothers Against Greg Abbott", Mütter gegen Greg Abbott.

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