Süddeutsche Zeitung

US-Midterms: Ein Anfang ist gemacht

Der Wahlsieg der Demokraten mag kein ganz großer sein. Aber er zeigt, wie verwundbar die Trump-Republikaner sind. Das macht Hoffnung.

Kommentar von Thorsten Denkler, Washington

Das war nicht die ganz große blaue Welle, die an diesem Wahldienstag über die USA geschwappt ist. Erstaunlich viele Rennen gingen dafür zu knapp aus. Und auch, wenn die Demokraten das Repräsentantenhaus zurückerobert haben, bleibt doch, dass die Republikaner ihre Mehrheit im Senat ausbauen konnten, trotz Trump, viel häufiger aber wegen Trump. Das war absehbar, macht es aber nicht weniger schmerzlich für die Demokraten, auch wenn sich machtpolitisch nicht viel ändert im Senat. Solange die Republikaner dort keine 60:40 Mehrheit haben, müssen sie in vielen Fällen wie bisher wenigstens ein paar Demokraten für sich gewinnen.

Dennoch können die Demokraten jetzt ein wenig mehr Hoffnung schöpfen, dass die Präsidentschaftswahlen 2020 für sie besser laufen werden als die im November 2016, wo Trump überraschend gegen Hillary Clinton gewann - oder besser: Clinton gegen Trump verlor. Dass sie die falsche Kandidatin war, zeigten vor allem die Niederlagen in den drei Rustbelt-Staaten Wisconsin, Michigan und Pennsylvania. In der Industrieregion, in der man einst überwiegend demokratisch wählte, gewann Donald Trump 2016 mit einigen Zehntausend Stimmen Vorsprung - Clinton galt den Arbeitern und Arbeitslosen der Region als abgehoben und arrogant.

Die Demokraten haben aus ihrer bitteren Niederlage 2016 gelernt

Nun aber sind diese drei Staaten wieder in demokratischer Hand. Die Demokraten haben dort alle zur Wahl stehenden Senatorenposten gewonnen und ihre Sitze im Repräsentantenhaus deutlich ausbauen können. Sie konnten den Republikanern darüber hinaus auch einige wichtige Gouverneursämter abjagen, in Nevada, Kansas, Illinois, New Mexico, Maine, Wisconsin und Michigan. Die Demokraten können jetzt dort die Wahlkreise neu zeichnen, die die Republikaner zuvor stark zu ihren Gunsten umgebaut hatten. Zumindest das Repräsentantenhaus könnte so 2020 eine sichere Bank für die Demokraten werden.

Die Partei hat aus ihrer bitteren Niederlage 2016 gelernt: Es lohnt sich, die Republikaner auch in Staaten anzugreifen, wo sie traditionell stark sind. Georgia und Texas etwa galten bislang als republikanische Hochburgen. Dass die Kandidaten Stacey Abrams und Beto O'Rourke dort nur knapp verloren haben, hat den Demokraten die Hoffnung gegeben, dass sie hier eines Tages sogar Siege feiern können, vielleicht schon 2020. Das gilt auch für Florida, wo die demokratischen Bewerber für Senat und Gouverneursamt nur jeweils knapp einen Prozentpunkt vom Sieg entfernt waren.

Es wird nun vieles von dem Kandidaten abhängen, den die Demokraten gegen Trump in den Präsidentschaftswahlkampf schicken werden; in wenigen Monaten schon werden die ersten Demokraten ihre Kandidatur ankündigen. Wer immer es wird: Er wird sich auf einen harten und wohl auch schmutzigen Wahlkampf einstellen müssen. Immerhin: Die Demokraten haben an diesem 6. November schon einmal bewiesen, dass sie auch in Trump-Zeiten gegen Trump-Kandidaten gewinnen können.

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