Süddeutsche Zeitung

Michel Friedman:Es geht nicht nur um Kokain

Der Fall Michel Friedman weitet sich zur Affäre aus.

(SZ vom 16. Juni 2003) Michel Friedman, gegen den die Berliner Staatsanwaltschaft wegen Kokainbesitzes ermittelt, hat sich nach Frankreich zurückgezogen; seine Lebensgefährtin, die Fernsehproduzentin Bärbel Schäfer, ist zu ihrer Mutter nach Norddeutschland gefahren. Sie könne "in einem solchen Zustand zunächst nichts sagen", zitiert Bild am Sonntag die frühere Talkmasterin. Doch der Rückzug des prominenten Paares verhindert nicht, dass sich das Nachrichtenkarussell weiterdreht.

Mitte letzter Woche, als Beamte des Bundesgrenzschutzes in Frankfurt Friedmans Büro und Wohnung durchsuchten und drei Päckchen weißen Pulvers fanden, die inzwischen als Kokain identifiziert wurden, war die Affäre Friedman noch eine Rauschgift-Geschichte. Doch seit gegen Ende der vergangenen Woche durchgesickert ist, dass Ermittlungen gegen eine ukrainisch-polnische Schleuserbande die Fahnder auf die Spur des Fernsehmoderators gesetzt haben, bekommt die Affäre eine eigene Dynamik.

Der Spiegel meldet nun in seiner Montagsausgabe, bei Telefonüberwachungen der Bande sei den Bundesgrenzschützern auch eine Stimme aufgefallen, die sich unter Pseudonym meldete und die Friedman zugeschrieben wurde; ein Abgleich von Handynummern und Stimmproben bestätigten, so der Spiegel, dass es sich um diesen handelte.

In Bezug auf Friedman sagten zwei später verhaftete Prostituierte bei Vernehmungen aus, dieser habe Kokain bei sich gehabt und ihnen dies auch angeboten, berichtet das Nachrichtenmagazin weiter. Als Zeuge soll Friedman in den Ermittlungen gegen die Bande bereits vernommen worden sein, heißt es in Berliner Ermittlerkreisen.

Unterdessen hat sich der Leiter der Frankfurter Staatsanwaltschaft Hubert Harth schriftlich bei den Berliner Kollegen beschwert, weil seine Behörde nicht über die Durchsuchungen in Frankfurt informiert gewesen sei. Der Berliner Leitende Staatsanwalt Hansjürgen Karge soll sich, wie die Frankfurter Rundschau berichtet, inzwischen dafür telefonisch entschuldigt haben.

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