Migration:Kretschmer: "Wir brauchen Zäune und wir brauchen vermutlich auch Mauern"

Sachsen: Michael Kretschmer bei einer Grundsteinlegung in Görlitz

"Ich möchte gern, dass diese Europäische Union jetzt stark ist und den Rücken gerade macht," sagt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). (Archivbild)

(Foto: Matthias Rietschel/dpa)

Der sächsische Ministerpräsident plädiert für eine befestigte EU-Außengrenze zu Belarus, um den Andrang von Flüchtlingen in den Griff zu bekommen. Innenminister Seehofer sieht eine lange nicht mehr dagewesene Situation.

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) plädiert für eine befestigte EU-Außengrenze zu Belarus. Diese sei ein wirksames Mittel, um den Andrang von Flüchtlingen in den Griff zu bekommen. "Wir brauchen Zäune und wir brauchen vermutlich auch Mauern", sagte Kretschmer am Dienstag in Brüssel. Auch wenn das noch so bitter sei und keine schönen Bilder liefere. "Niemand hat Interesse an Mauern, aber jetzt geht es darum, dass die Europäische Union ihre Wehrhaftigkeit beweist."

Kretschmer hatte zuvor mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gesprochen. Dabei soll es auch um die Flüchtlinge gegangen sein, die über Belarus und Polen nach Deutschland kommen. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko betreibe ein perfides Spiel, sagte Kretschmer. "Ich möchte gern, dass diese Europäische Union jetzt stark ist und den Rücken gerade macht. Wir dürfen uns doch von so einem Diktator nicht erpressen lassen." Litauen, Lettland und vor allem Polen müssten alle Unterstützung bekommen, die sie brauchen. "Erst wenn die Grenze dort dicht ist und die Menschen nicht mehr eingeschmuggelt werden können, erst dann wird dieses Phänomen ein Ende haben."

Man müsse die Krise an den Wurzeln packen, forderte der Ministerpräsident. Zum einen gehe es darum, Verhandlungen mit den Herkunftsländern aufzunehmen. Zum anderen gelte es, Sanktionen zu erlassen etwa gegen Airlines, die Flüchtlinge nach Belarus fliegen. Drittens brauche man "physische Grenzen", die wieder abgebaut werden, wenn sich in Belarus eine Demokratie etabliere. Zudem müsse auch im Winter zurückgewiesen und abgeschoben werden.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte der Bild-Zeitung, am Montag seien "zum ersten Mal seit vielen Jahren über 1000 Flüchtlinge an einem Tag" nach Deutschland gekommen. Der Innenminister ergänzte: "Ich unterstütze die Polen bei der Sicherung ihrer Grenzen auch mit Befestigungsanlagen."

Es stehe außer Frage, nach Europa kommende Menschen anständig zu behandeln, sagte Kretschmer. Doch mit gleicher Intensität müsse man daran arbeiten, sie in ihre Herkunftsländer zurückzubringen. Dort müsse sich herumsprechen, nicht auf Lukaschenko zu bauen und sein Geld nicht Schleppern in die Hand zu drücken.

Der belarussische Machthaber Lukaschenko hatte im Frühjahr als Reaktion auf westliche Sanktionen erklärt, er werde Migranten auf dem Weg in die EU nicht mehr aufhalten. Die Zahl irregulärer Grenzübertritte an den EU-Außengrenzen zu Belarus sowie an der deutsch-polnischen Grenze nimmt seitdem zu.

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