Dänemark:Regierungschefin Frederiksen meldet sich nach Angriff zu Wort

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Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Donnerstag beim Gedenken an den D-Day in der Normandie (Foto: Jeremias Gonzalez/dpa)

Sie sei erschüttert, aber ansonsten wohlauf, teilt die Ministerpräsidentin mit. Sie war am Freitag körperlich angegriffen worden. Die Polizei geht aktuell nicht von einer politisch motivierten Tat aus.

Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hat sich zu Wort gemeldet, nachdem sie in Kopenhagen körperlich angegriffen worden war. Sie bedankte sich für die vielen Nachrichten der Unterstützung. „Das ist alles unglaublich rührend“, schrieb sie am Samstagabend auf der Plattform Instagram. Sie sei traurig und erschüttert über das, was vorgefallen sei – ansonsten aber wohlauf. Sie benötige nun Ruhe und Zeit für sich und ihre Familie.

Die Polizei teilte auf der Plattform X mit, man gehe zum aktuellen Stand nicht davon aus, dass es sich bei dem Angriff um eine politisch motivierte Tat handle. Der Verdächtige habe offenbar unter Alkohol- und Drogeneinfluss gestanden, meldete die dänische Nachrichtenagentur Ritzau.

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen war am Freitagabend in der Kopenhagener Innenstadt von einem Mann geschlagen worden. Die Polizei bestätigte eine Festnahme. Der 39 Jahre alte Mann sitzt vorerst in Haft, er bestritt seine Schuld vor Gericht.

Frederiksen erlitt leichtes Schleudertrauma

Wie Frederiksens Büro am Samstag mitteilte, erlitt sie ein leichtes Schleudertrauma. Frederiksens Teilnahme an mehreren Veranstaltungen am Samstag wurde abgesagt. Der Nachrichtenagentur Ritzau zufolge soll sie auch am Sonntag keine öffentlichen Termine wahrnehmen.

Wie genau der Angriff auf dem Platz Kultorvet in der Altstadt ablief und ob der mutmaßliche Täter bewaffnet war, ist bisher unklar. Nach Angaben eines Augenzeugen wurde die Regierungschefin danach von Personenschützern davon eskortiert. Sie sei in der Lage gewesen zu gehen, und es habe keine Anzeichen von äußeren Verletzungen gegeben.

Wie in anderen EU-Ländern auch läuft in Dänemark der Wahlkampf für die Europawahl am 9. Juni. Frederiksen unterstützte in den vergangenen Tagen die Kampagne der sozialdemokratischen Spitzenkandidatin Christel Schaldemose, so auch am Freitag. Der Angriff auf Frederiksen habe sich jedoch nicht in dem Zusammenhang ereignet, sagte Schaldemose der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau. Die Regierungschefin, die seit 2019 im Amt ist, äußerte sich nicht zu der Tat.

Politiker der Regierung und Opposition reagierten entsetzt auf die Attacke und erklärten sich solidarisch mit der 46 Jahre alten Ministerpräsidentin. Der konservative dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen schrieb auf X: „Welch ein Schock. So ist Dänemark nicht. Wir überfallen unsere Ministerpräsidentin nicht.“

„Ein Angriff auf unsere Demokratie“

Auch aus der internationalen Politik gab es zahlreiche Reaktionen auf den Vorfall. „Gewalt hat keinen Platz in der Politik“, schrieb die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, auf X. EU-Ratspräsident Charles Michel sprach von einem „feigen Akt der Aggression“, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb: „Ich verurteile diese verachtenswerte Tat, die allem widerspricht, woran wir in Europa glauben und wofür wir kämpfen. Ich wünsche Dir Kraft und Mut - ich weiß, dass Du von beidem reichlich hast.“ Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson betonte: „Ein Angriff auf eine demokratisch gewählte Regierungschefin ist auch ein Angriff auf unsere Demokratie.“

In der jüngeren Vergangenheit wurden mehrere Politiker in Europa in der Öffentlichkeit angegriffen. Besonders große Aufmerksamkeit erregte die Attacke auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico, der am 15. Mai von einem Regierungsgegner mit mehreren Schüssen lebensgefährlich verletzt wurde. Auch in Deutschland gab es mehrere Angriffe. So wurde in Dresden der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen und zuletzt ein Kommunalpolitiker der AfD in Mannheim mit einem Messer verletzt.

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