Metallindustrie:Macht ihr mal

Die IG Metall macht es sich in dieser Tarifrunde etwas zu leicht.

Von Detlef Esslinger

Über die Jahrzehnte haben die Tarifrunden in der Metallindustrie eine Gemeinsamkeit: Die IG Metall hat von ihrer Forderung so gut wie immer etwas durchgesetzt, nie hat sie eine Forderung einfach fallen lassen. Genau dies macht die derzeitige Runde so riskant.

Die Gewerkschaft will für die Arbeitnehmer das Recht durchsetzen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren - auf Kosten der Arbeitgeber, die den Lohnausfall zum Teil erstatten sollen. Weniger arbeiten, und dafür auch noch Geld bekommen wollen? Abgesehen davon, dass dies eine sehr ehrgeizige Idee ist: Sie würde nur zu Konflikten im Betrieb führen. Es gäbe künftig Vollzeit-Arbeitnehmer, die ihre Arbeitszeit verkürzen und dafür einen Ausgleich erhalten - und Teilzeit-Arbeitnehmer, die dann womöglich genauso lange arbeiten wie ihre bisherigen Vollzeitkollegen, nur leider ohne Ausgleichszahlung. Man muss nicht Jura studiert haben, um darin eine Diskriminierung zu sehen; man sollte aber daran gedacht haben, bevor man so eine Forderung stellt. Das ist bei der IG Metall offenbar nicht passiert. Nachdem die Arbeitgeber sie auf das Problem hingewiesen haben, verlangt die Gewerkschaft nun von ihnen, "mit uns konstruktiv Lösungen zu erarbeiten".

Aber wäre das nicht die Bringschuld der IG Metall? So ehrgeizig ihre Forderung ist, so antriebslos ist sie in dem Bemühen, diese umsetzbar zu machen. Sie setzt allein auf die Macht ihrer Historie.

© SZ vom 29.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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