Metallindustrie:Arbeits- und Richtungskampf

Warum es in diesem Tarifkonflikt derzeit kaum einen Kompromiss geben kann.

Von Detlef Esslinger

Normalerweise verläuft eine Tarifauseinandersetzung so, dass eine Gewerkschaft viel fordert, der Arbeitgeberverband wenig bietet und man sich irgendwo in der Mitte zu einem Kompromiss trifft. So wird es auch diesmal im öffentlichen Dienst sein, so war es in den vergangenen Jahren in der Metall- und Elektroindustrie - aber diesmal ist in dieser Branche, der deutschen Leitbranche, vieles anders. Gut möglich, dass es dort zum ersten Mal seit 2002 zu unbefristeten Streiks kommen wird.

Voraussetzung für einen Kompromiss ist nicht nur die Bereitschaft dazu. Sondern es müssen sich auch beide Parteien über die Richtung einig sein, die sie dazu jeweils einzuschlagen haben. Daran fehlt es derzeit in der Metallindustrie. Die IG Metall will eine Tarifrunde wie immer. Ihre Forderung ist nur etwas geringer als sonst, sie will am Ende mit der üblichen imposanten prozentualen Lohnerhöhung vor die Mitglieder treten. Die Arbeitgeber hingegen finden, sie seien der Gewerkschaft in den vergangenen Jahren ohnehin zu weit entgegengekommen. Also verlangen sie nun Kompensation für frühere, vermeintlich zu hohe Abschlüsse.

Das ist keine Konstellation, die sich mit ein paar Warnstreiks auflösen lässt, wenn am 28. April die Friedenspflicht endet. Das wird ein Ringen, das sich womöglich über Pfingsten und bis in den Juni ziehen wird. Erst Erschöpfung wird eine Einigung bewirken.

© SZ vom 18.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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