Süddeutsche Zeitung

Messerangriff auf Bürgermeister:Zwei Jahre auf Bewährung für Angreifer von Altena

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Im Prozess um das Messerattentat auf den Bürgermeister der nordrhein-westfälischen Stadt Altena ist der 56-jährige Angeklagte zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Das Landgericht sprach den Mann am Montag wegen gefährlicher Körperverletzung schuldig. Die Staatsanwaltschaft war vom ursprünglich erhobenen Vorwurf des versuchten Mordes abgerückt. Die Richter blieben beim Strafmaß unter der Forderung der Anklage von zweieinhalb Jahren Haft.

Der Veruteilte hat gestanden, den CDU-Politiker Andreas Hollstein im November 2017 in einem Döner-Imbiss mit einem Messer attackiert zu haben. Er habe ihn jedoch nicht umbringen, sondern nur erschrecken wollen. Auch die Richter sehen inzwischen keinen dringenden Tatverdacht hinsichtlich eines versuchten Tötungsdeliktes mehr. Der Angeklagte wurde bereits während der Verhandlung aus der Untersuchungshaft entlassen.

Fremdenfeindliches Motiv wahrscheinlich, auch wenn der Täter dies bestreitet

Der attackierte Hollstein hatte vor Gericht ausgesagt, die Attacke habe ihn mehr mitgenommen, als er zunächst gedacht habe. "Ich bin glücklich, dass ich überlebt habe." Er verspüre zwar keinen Hass auf den Angeklagten, vergeben könne er ihm aber nicht. Dafür sei das Leid zu groß, das er ihm und seiner Familie angetan habe.

Nach eigenen Angaben erlitt Hollstein in der Folgezeit zwei Hörstürze, die er direkt mit dem Angriff in Verbindung bringt. Während der Attacke hatte der Verurteilte laut Hollstein mehrfach gerufen: "Ich steche dich ab. Du lässt mich verdursten, aber holst 200 Ausländer in die Stadt."

Der Mann hatte sich am zweiten Verhandlungstag bei dem Politiker entschuldigt. Fremdenfeindliche Motive hatte er dabei aber bestritten. Auch habe er den Bürgermeister nicht töten wollen. Er habe sich persönlich einfach in einer ausweglosen Situation befunden. Die Stadt Altena zählt zu den Kommunen, die mehr Flüchtlinge aufgenommen hat, als sie hätte aufnehmen müssen.

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SZ.de/afp/dpa/bepe
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