Medienbericht:Merz will Kanzlerkandidatur offenbar nach Brandenburg-Wahl durchsetzen

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Friedrich Merz und Karl-Josef Laumann am Samstag bei der 40. Bundestagung der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) in Weimar. (Foto: Jacob Schröter/dpa)

Der CDU-Chef drückt im Duell mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder aufs Tempo. Die CSU gibt sich davon jedoch völlig unbeeindruckt.

Von Angelika Slavik, Roman Deininger, Andreas Glas

Im Ringen um die Kanzlerkandidatur der Union zeigt sich die CSU unbeeindruckt von Berichten, CDU-Chef Friedrich Merz strebe nach einer schnellen Entscheidung zu seinen Gunsten. „Solange es nicht beschlossen ist, ist es nicht entschieden“, sagte der Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag, Klaus Holetschek, am Sonntag der Süddeutschen Zeitung. Alexander Dobrindt, der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, äußerte sich bereits am Samstag ähnlich. „Die Kanzlerkandidatur ist offen, solange sie nicht beschlossen ist“, sagte Dobrindt der Funke-Mediengruppe. Neben Merz hatte auch CSU-Chef Markus Söder in den vergangenen Wochen immer deutlicher Interesse an der Kandidatur signalisiert.

Laut einem Bericht der Bild am Sonntag plant Merz, sich nach der Landtagswahl in Brandenburg am kommenden Sonntag zügig zum Kandidaten ausrufen lassen. Mit Verweis auf Informationen aus Parteikreisen heißt es, Merz wolle am 23. September, also direkt am Montag nach der Wahl, bei der Sitzung der Parteipräsidien von CDU und CSU die Weichen stellen. Spätestens bis zum 3. Oktober wolle Merz die Entscheidung dann auch öffentlich verkünden. Kurz darauf wolle er bereits als Kanzlerkandidat nach Frankreich und Polen reisen.

In CSU-Kreisen hieß es am Sonntag, man nehme solche „Nicht-Meldungen“ gelassen zur Kenntnis. Dass Merz als CDU-Vorsitzender Interesse an der Kandidatur habe, sei selbstverständlich. „Ausrufen lassen“ könne er sich aber nicht. Denn am geplanten Vorgehen habe sich nichts geändert. Merz und Söder hatten bekanntlich vereinbart, im persönlichen Gespräch zu ermitteln, wer als Kanzlerkandidat der Union ins Rennen gehen sollte – und zwar im September oder, wahrscheinlicher, im Oktober. Merz’ Favoritenrolle wird dabei auch in der CSU anerkannt; dies dürfe jedoch keine Vorfestlegung bedeuten.

In der CDU herrscht derweil Zuversicht, dass Merz und Söder ihren Parteigremien beizeiten einen einvernehmlichen Vorschlag vorlegen werden. Dies berichtete am Sonntag die dpa unter Berufung auf Parteikreise. Nicht nur in der CDU, sondern auch in der CSU gebe es viel Unterstützung für Merz, hieß es demnach. Gegenüber der Rheinischen Post bestätigte der parlamentarische Geschäftsführer der Union im Bundestag, Thorsten Frei, dass die K-Frage bald beantwortet werden solle: „Wenn die Brandenburg-Wahl rum ist, dann sind alle verabredeten Voraussetzungen erfüllt. Und direkt danach wird die Entscheidung getroffen.“

Zwischen Merz und Söder läuft hinter den Kulissen seit Monaten ein Ringen um die Kanzlerkandidatur. Traditionell hat der Chef der deutlich größeren CDU das erste Zugriffsrecht – und Merz hatte zuletzt kaum Zweifel daran gelassen, dass er dieses auch nutzen will. Allerdings machte auch Söder seine Ambitionen deutlich: „Ich würde mich nicht drücken, Verantwortung für unser Land zu übernehmen“, sagte Söder etwa kürzlich beim Volksfest Gillamoos.

In der Union weckt all das bei vielen Mitgliedern schlechte Erinnerungen: Schon vor der Bundestagswahl 2021 hatte Söder Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur, konnte sich aber gegen den damaligen CDU-Chef Armin Laschet nicht durchsetzen. Im Wahlkampf stichelte Söder dann immer wieder öffentlich gegen Laschet, warf ihm unter anderem vor, „im Schlafwagen ins Kanzleramt“ fahren zu wollen. Teile der CDU machten deshalb Söder für Laschets Niederlage bei der Wahl mitverantwortlich.

Die Frage, wie Söder sich gegenüber einem Kanzlerkandidaten Merz verhalten würde, treibt die CDU deshalb um. Dass Söder öffentlich schon mehrfach versicherte, er werde sich auf jeden Fall friedlich mit Merz verständigen, konnte diese Sorgen bislang kaum mindern.

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