Krieg in NahostMerz kritisiert deutlich Israels Vorgehen im Gazastreifen

Der Bundeskanzler sagt: „Die Zivilbevölkerung derart in Mitleidenschaft zu nehmen, wie das in den letzten Tagen immer mehr der Fall gewesen ist, lässt sich nicht mehr mit einem Kampf gegen den Terrorismus der Hamas begründen.“

Alle Entwicklungen im Liveblog

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Wichtige Updates
Merz-Regierung genehmigte bislang Rüstungsexporte für knapp vier Millionen Euro nach Israel 
Trump über möglichen Militärschlag gegen Iran: "Vielleicht tue ich es, vielleicht tue ich es nicht. Niemand weiß, was ich tun werde" 
Trump: Iran will verhandeln
Iranischer Angriff auf Israel mit neuem Raketentyp
Israel fliegt Angriffe auf Teheran - Hauptquartier der Inneren Sicherheit zerstört
Nadja Lissok
Nadja Lissok

Europäische Länder wollen mit Iran verhandeln

Die Außenminister europäischer Länder und Irans treffen sich am Freitag nach Informationen zu neuen Verhandlungen über das iranische Atomprogramm. Das berichtete zuerst die Nachrichtenagentur Reuters. Demnach sollen sich in Genf zunächst die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens mit der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas abstimmen, erfuhr Reuters aus deutschen Diplomatenkreisen. Danach soll es ein gemeinsames Gespräch mit dem iranischen Außenminister geben. Der Vorstoß sei mit den USA abgestimmt. 

Ziel der Gespräche ist es nach Angaben der deutschen Diplomaten, die iranische Seite zu einer Garantie zu bewegen, dass sie das Atomprogramm wirklich nur für zivile Zwecke nutzt.  Dazu müsse sich Teheran aber dringend bewegen und „vertrauensbildende und nachprüfbare Maßnahmen ergreifen, etwa indem die Führung in Teheran glaubhaft macht, dass sie keine Atomwaffen anstrebt“, sagt Außenminister Johann Wadephul. Er fügte hinzu: „Es ist nie zu spät, an den Verhandlungstisch zu kommen, wenn man in ehrlicher Absicht kommt.“ 

Dem Außenministertreffen soll dann ein strukturierter Dialog auf Expertenebene folgen, hieß es weiter. Kanzler Friedrich Merz hatte auf dem Kurznachrichtendienst X geschrieben, dass er die Bemühungen von Außenminister Johann Wadephul unterstütze, zusammen mit Großbritannien und Frankreich Kontakt mit Iran zu suchen. Seitens der Islamischen Republik und von Israel liegen bislang keine Stellungnahmen vor. 
Juri Auel
Juri Auel

Merz-Regierung genehmigte bislang Rüstungsexporte für knapp vier Millionen Euro nach Israel 

Die neue Bundesregierung von Union und SPD hat in den ersten fünf Wochen ihrer Amtszeit Rüstungsexporte für knapp vier Millionen Euro an Israel genehmigt. Das teilte das Wirtschaftsministerium auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Desiree Becker mit, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Danach wurden deutschen Herstellern zwischen dem 7. Mai und dem 10. Juni 2025 Rüstungslieferungen für 3,986 Millionen Euro in das Land erlaubt, das wegen seines militärischen Vorgehens im palästinensischen Gazastreifen massiv in der Kritik steht. Kriegswaffen waren den Angaben zufolge aber nicht darunter.

Es ist das erste Mal, dass die neue Regierung über den Umfang der von ihr genehmigten Rüstungsexporte nach Israel informiert. Bisher hatte sie sich bei Medienfragen darauf berufen, dass der für Rüstungsexporte zuständige Bundessicherheitsrat geheim tagt. Auf Anfrage von Parlamentariern gibt die Regierung aber regelmäßig Auskunft. Der Umfang der Genehmigungen ist im Vergleich zur Vorgängerregierung verhältnismäßig gering. Die Ampel-Koalition und später die rot-grüne Minderheitsregierung haben nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 Rüstungsexporte für fast eine halbe Milliarde Euro genehmigt. Noch im ersten Quartal 2025 waren es 28 Millionen Euro. Israel lag damit auf Platz zehn der wichtigsten Empfängerländer der deutschen Rüstungsindustrie.

Um die deutschen Rüstungslieferungen an Israel gibt es seit Monaten Diskussionen. Beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag ist sogar eine Klage des lateinamerikanischen Landes Nicaragua anhängig, das Deutschland deswegen der Beihilfe zum Völkermord beschuldigt. In den vergangenen Wochen hatte auch die neue Regierung die Kritik am Vorgehen Israels im Gazastreifen schrittweise verschärft. Aus der SPD kamen Forderungen, die Rüstungsexporte nach Israel ganz einzustellen. Die Union lehnt das aber ab. Die Linken-Abgeordnete Becker nannte es „sicherheitspolitisch unverantwortlich und humanitär skandalös“, dass die Bundesregierung mitten in einem „weiter eskalierenden Krieg“ Rüstungsexporte für vier Millionen Euro genehmigt habe. Dafür hätte man „unzählige Medikamente und Lebensmittel“ in den Gazastreifen liefern können. 
Juri Auel
Juri Auel

Trump über möglichen Militärschlag gegen Iran: "Vielleicht tue ich es, vielleicht tue ich es nicht. Niemand weiß, was ich tun werde" 

Präsident Donald Trump hält sich weiter bedeckt in der Frage, ob sich die USA Israels Offensive zur Zerstörung des iranischen Atomanreicherungsprogramms anschließen oder nicht. Trump teilte Reportern mit, er werde sich mit seinen Beratern im Situation Room des Weißen Hauses treffen. Einem Bericht des Wall Street Journals zufolge genehmigte Trump am Dienstag einen Angriffsplan auf Iran, hielt aber die endgültige Genehmigung zurück, um zu sehen, ob Iran seinen Forderungen nach einem Ausstieg aus dem Atomprogramm nicht doch noch nachkommt

„Ich habe Ideen, was zu tun ist“, sagte der Präsident vor Reportern im Oval Office. „Ich treffe die endgültige Entscheidung gerne eine Sekunde, bevor sie fällig ist, denn die Dinge ändern sich, besonders im Krieg.“ Auf die Frage, ob er sich einer Bombardierung Irans nähere, sagte Trump: "Vielleicht tue ich es, vielleicht tue ich es nicht. Niemand weiß, was ich tun werde." 

Der iranische Außenminister Abbas Araghchi erklärte in einem Beitrag in den sozialen Medien, sein Land sei weiterhin „der Diplomatie verpflichtet“ und habe nie nach Atomwaffen angestrebt und werde dies auch nie tun. 

Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge, die sich auf Insider der US-Regierung beruft, äußerte sich Trump in vertraulichen Gesprächen mit Verbündeten ähnlich wie in der Öffentlichkeit. Sollte sich Iran nicht bewegen, könnte der US-Präsident demnach in Kürze den Befehl zu einem Militärschlag gegen das Land geben. „Sie hätten diesen Deal machen sollen“, sagte Trump über die iranische Führung. "Am Ende haben sie beschlossen, es nicht zu tun. Und jetzt wünschen sie sich, sie hätten es getan." Wie die Agentur weiter berichtet, laufen in der US-Regierung derweil die Vorbereitungen auf einen Angriff. Dieser könnte eventuell am Wochenende stattfinden, heißt es. Es sei aber nicht sicher, ob es überhaupt zu einem Eingreifen der USA komme. 
Juri Auel
Juri Auel

Israels Botschafter nimmt Merz nach „Drecksarbeit“-Zitat in Schutz – deutliche Kritik aus Iran

Israels Botschafter Ron Prosor hat die von Bundeskanzler Friedrich Merz geäußerte Unterstützung für Israels Angriff auf die iranischen Atomanlagen begrüßt und den CDU-Vorsitzenden gegen Kritik an seiner Wortwahl in Schutz genommen. „Bundeskanzler Friedrich Merz hat die Realitäten im Nahen Osten mit seiner Wortwahl klar beschrieben“, sagte Prosor der Deutschen Presse-Agentur.

Merz hatte am Rande des G-7-Gipfels in Kanada im ZDF gesagt: „Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle.“ Er wurde dafür von Politikern der Opposition und der SPD scharf kritisiert. ZDF-Moderatorin Diana Zimmermann hatte das Wort „Drecksarbeit“ in ihrer Frage benutzt, und Merz griff es auf – vollständig lautete seine Antwort: „Frau Zimmermann, ich bin Ihnen dankbar für den Begriff Drecksarbeit. Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle. Wir sind von diesem Regime auch betroffen. Dieses Mullah-Regime hat Tod und Zerstörung über die Welt gebracht.“

Prosor hält nun angesichts der Kritik an der Formulierung dagegen. „Das iranische Atomprogramm richtet sich vordergründig gegen Israel, bedroht aber die Sicherheit der ganzen Welt“, sagte er. „Die Raketen, die gerade Tel Aviv und Jerusalem treffen, bedrohen auch Berlin, Paris und London. Die Lieferkette des Terrors muss unterbrochen werden.“

Ganz anders reagierte Iran. Das Land bestellte den deutschen Botschafter Markus Potzel ein. Dieser sei infolge der „beschämenden Äußerungen“ des Kanzlers ins Außenministerium zitiert worden, berichtete der staatliche Rundfunk in Iran. Diplomatenkreise in Berlin bestätigten die Einbestellung, die als scharfe Form des diplomatischen Protests gilt. Aliresa Jussefi, Generaldirektor im iranischen Außenministerium, habe Botschafter Potzel mitgeteilt, Merz’ Äußerungen hätten dem Ansehen Deutschlands in Iran und international geschadet, hieß es. Auch in der deutsch-iranischen Community sowie unter Gegnern der repressiven Staatsführung lösten die Äußerungen Empörung aus. 

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Juri Auel
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Putin: Russland könnte friedliche Atomnutzung in Iran sichern 

Russland bietet nach Worten von Präsident Wladimir Putin an, die friedliche Nutzung von Atomkraft Irans zu sichern. So solle Israel die Furcht vor einer nuklearen Bewaffnung Irans genommen werden. Dies habe er Israel und den USA vorgeschlagen. Es sei ein „möglicher Ausweg“, die Entscheidung liege aber bei Israel und Iran.

Einen Sturz der iranischen Führung wegen der israelischen Luftangriffe befürchtete Putin nicht. „Die Gesellschaft schart sich doch um die politische Führung“, sagte er bei dem Treffen am Rande des St. Petersburger Wirtschaftsforums (SPIEF). Russland ist ein enger Verbündeter Irans. 
Nadja Lissok
Nadja Lissok

Israelische Angriffe gehen weiter

Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge eine weitere Angriffswelle auf die iranische Hauptstadt Teheran abgeschlossen. Die israelische Luftwaffe habe in den vergangenen Stunden auf mehr als 20 Stellungen gezielt, teile das Militär am späten Abend mit. Darunter seien Fertigungsanlagen für Uran-Zentrifugen, „Standorte für Atomwaffenentwicklungsprojekte“ und Raketenfabriken gewesen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Nadja Lissok
Nadja Lissok

Palästinenser: 69 Tote im Gazastreifen

Bei Angriffen der israelischen Armee sind palästinensischen Angaben zufolge im Laufe des Tages 69 Menschen ums Leben gekommen. 29 der Opfer hätten auf humanitäre Hilfe gewartet, hieß es aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Das israelische Militär teilte mit, ein Soldat sei im Kampf im Süden des Küstenstreifens ums Leben gekommen. Zudem sei ein Reservist schwer verletzt worden. Das Militär meldete zugleich einen Angriff aus dem Gazastreifen. Ein Geschoss sei auf offener Fläche niedergegangen. Verletzt wurde niemand.
Anna-Maria Salmen
Anna-Maria Salmen

Trump: Iran will verhandeln

US-Präsident Donald Trump berichtet von einer möglichen Verhandlungsbereitschaft Irans. „Sie haben sogar vorgeschlagen, dass sie ins Weiße Haus kommen“, sagt er vor Journalisten. Einzelheiten nennt das Staatsoberhaupt nicht, sagt jedoch: „Das ist (...) mutig, (...) es war nicht leicht für sie, das zu tun.“ Trump zeigt sich einerseits reserviert: „Es ist sehr spät für Gespräche.“ Andererseits könne es immer noch zu einem Treffen und auch zu einem Abkommen über das iranische Atomprogramm kommen, gibt er später zu. „Könnte sein, dass ich das mache.“ 

Fragen von Reportern, ob ein Angriff der US-Armee auf Iran geplant sei, weicht er aus. „Niemand weiß, was ich tun werde“, sagt Trump vor dem Weißen Haus. „Ich könnte es tun. Ich könnte es nicht tun.“ Und wenn, dann werde er das nicht im Vorhinein verkünden. Zu den militärischen Fähigkeiten der Islamischen Republik erklärt er, das Land sei „völlig schutzlos, ohne jegliche Luftabwehr“. 
Nadja Lissok
Nadja Lissok

Flieger mit Deutschen aus Israel in Frankfurt gelandet

Ein Sonderflug hat Deutsche und Familienangehörige, die in Israel festsaßen, von der jordanischen Hauptstadt Amman aus nach Frankfurt gebracht. 171 Personen hätten die Region verlassen können, teilte das Auswärtige Amt auf X mit. Auch für Donnerstag sei ein Sonderflug geplant, der aber bereits ausgebucht ist. Ein weiterer ist in Planung, wie das AA mitteilte. 

Bis ins Nachbarland Jordanien müssen Deutsche, die aus Israel ausreisen wollen, selbständig gelangen. Andere europäische Länder wie Polen organisierten für ihre Landsleute einen Konvoi nach Jordanien. Das Auswärtige Amt ruft Deutsche auf, sich auf seiner Krisenvorsorgeliste Elefand zu registrieren. Darauf stehen bereits 4000 Deutsche in Israel und 1000 in Iran.

Ein Sprecher hatte zuvor gesagt, dass es sich nicht um eine Rückholaktion oder Evakuierung handele. Es seien „kommerzielle Sonderflüge“, weil Ausreisemöglichkeiten der Fluggesellschaften nicht ausreichten. Die Flüge werden demnach fortgesetzt, „wenn die Lage es weiter zulässt und der Bedarf da ist“.
Ankunft am Frankfurter Flughafen
Ankunft am Frankfurter Flughafen. Arne Dedert/dpa
Nadja Lissok
Nadja Lissok

Iranischer Angriff auf Israel mit neuem Raketentyp

Iran hat erneut Raketen auf Israel gefeuert. In mehreren Gegenden des Landes, auch im dicht besiedelten Großraum Tel Aviv, heulten Warnsirenen. Die Menschen in den betroffenen Regionen mussten vorübergehend in Schutzräumen ausharren. Inzwischen durften sie diese aber wieder verlassen. Der Sender Kan berichtete, eine Rakete sei über Israel abgeschossen worden. Der Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, im Zentrum des Landes sei ein Fahrzeug von einem Raketenteil getroffen worden. Der Fahrer sei aber bei vollem Bewusstsein.

Irans Revolutionsgarden gaben in einer Erklärung, die iranische Medien verbreiteten, an, bei dem Angriff erstmals sogenannte Sedschil-Raketen mit einer Reichweite von mindestens 2000 Kilometern abgefeuert zu haben. Der Raketentyp gehört zur modernsten Generation des iranischen Raketenarsenals. 

Israel greift zugleich weiter Ziele in Iran an. In den vergangenen 24 Stunden habe die israelische Luftwaffe drei Angriffswellen geflogen, teilte Armeesprecher Effie Defrin am Abend mit. Sie habe dabei rund 40 Stellungen in Teheran angegriffen.
Anna-Maria Salmen
Anna-Maria Salmen

Israel fliegt Angriffe auf Teheran - Hauptquartier der Inneren Sicherheit zerstört

Israels Luftwaffe hat eine neue Angriffswelle auf Ziele in der iranischen Hauptstadt Teheran geflogen. Augenzeugen berichteten von mehreren Explosionen im Nordosten der Millionenmetropole und von schwerem Flugabwehrfeuer. Berichte über Opfer oder Schäden gab es bislang nicht. Israels Armee bestätigte, dass die israelische Luftwaffe „derzeit militärische Ziele des iranischen Regimes in Teheran“ angreife.

Israels Verteidigungsminister Israel Katz erklärte, das Hauptquartier der Inneren Sicherheit der Islamischen Republik - auch bekannt als Polizeikommando - sei zerstört worden. Nutzer in den sozialen Medien berichteten ebenfalls über einen Luftangriff auf die Zentrale der Ordnungskräfte, die das Kommando über alle iranischen Polizeieinheiten bündelt. 
Anna-Maria Salmen
Anna-Maria Salmen

Außenminister Wadephul sieht US-Eingreifen in Nahost kritisch

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) hat angesichts der Spekulationen über ein US-Eingreifen in den Krieg mit Iran an der Seite Israels vor einer Ausweitung des Konflikts gewarnt. „Die Militärschläge, die derzeit ausgeführt werden, bergen die Gefahr, dass sich der Blick allein auf eine militärische Lösung verengt“, sagte der CDU-Politiker bei einem Treffen mit seinem jordanischen Amtskollegen Aiman al-Safadi in Berlin. „Das beinhaltet ein großes Risiko, nämlich, dass weitere Länder von dieser Auseinandersetzung erfasst werden“, fügte er hinzu.

Auf die konkrete Journalistenfrage, ob er für ein Eingreifen der USA an der Seite Israels sei, ließ Wadephul durchblicken, dass er einem solchen Schritt ablehnend gegenübersteht. Sein US-Kollege Marco Rubio habe sich schon zu Beginn des Krieges festgelegt, dass sich die USA militärisch nicht einmischen würden. „Da ich den Kollegen sehr schätze und er dies wiederholt hat, gehe ich davon aus, dass das weiterhin richtig ist und dass das die Position der Vereinigten Staaten von Amerika ist.“ Bei einem iranischen Angriff auf US-Einrichtungen werde es aber „natürlich eine militärische Gegenreaktion geben“.

Wadephul teilte mit, dass er gemeinsam mit seinem französischen und britischen Amtskollegen sowie der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi bei einem Telefonat am Montag ein Verhandlungsangebot gemacht habe. Man stehe weiterhin bereit, über eine Lösung zu verhandeln. Dazu müsse die iranische Regierung aber „vertrauensbildende und nachprüfbare Maßnahmen ergreifen, etwa indem die Führung in Teheran glaubhaft macht, dass sie keine Atomwaffen anstrebt“. Er fügte hinzu: „Es ist nie zu spät, an den Verhandlungstisch zu kommen, wenn man in ehrlicher Absicht kommt.“
Anna-Maria Salmen
Anna-Maria Salmen

Junge iranische Lyrikerin bei Luftangriff getötet

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Wohnhaus in Teheran ist nach Angaben des PEN-Zentrums Deutschland die iranische Lyrikerin Parnia Abbassi ums Leben gekommen. Auch ihre Eltern und ihr Bruder sollen demnach getötet worden sein. Die 24-jährige Abbassi, die neben ihrer literarischen Tätigkeit Englisch unterrichtete und in einer Bank arbeitete, galt dem PEN-Zentrum zufolge als „aufstrebende Stimme der jungen iranischen Dichtergeneration“. Ihr bekanntestes Gedicht ist „Der erloschene Stern“.
Sarah Crone
Sarah Crone

Chamenei: Israel hat riesigen Fehler gemacht 

Irans Oberster Führer Ayatollah Ali Chamenei sagt in einer Ansprache laut amtlichen Nachrichtenagenturen, Israel habe mit seinen Angriffen einen riesigen Fehler gemacht und werde dafür bestraft werden.

Die Forderung von US-Präsident Donald Trump nach einer bedingungslosen Kapitulation hat Chamenei zurückgewiesen. „Das iranische Volk ist entschlossen und wird sowohl gegen einen auferzwungenen Krieg als auch gegen einen auferzwungenen Frieden Widerstand leisten“, sagte Chamenei einer im Fernsehen verlesenen Ansprache zufolge. Die USA warnte er eindringlich vor einem militärischen Eingreifen in den Konflikt. Das werde „irreparablen Schaden“ hervorrufen, so das iranische Staatsoberhaupt.

Gezeigt wurde Chamenei nicht. Auch seine Stimme war nicht zu hören. Nach Einschätzung von Beobachtern dürfte das die Spekulationen über eine mögliche bevorstehende Ablösung des Ayatollahs an der Spitze des Landes befeuern. Am Dienstag hatte sich US-Präsident Donald Trump mit einer unverhohlenen Drohung an Chamenei gewandt, dem die iranische Verfassung als Staatsoberhaupt in allen strategischen Belangen das letzte Wort gewährt. Man wisse, wo sich dieser versteckt hält. Trump schrieb in einem weiteren Post – wohl an Iran gerichtet – in Großbuchstaben: „Bedingungslose Kapitulation!“

Mehr über Irans Obersten Führer und seine Motive lesen Sie hier (SZ Plus):
Sarah Crone
Sarah Crone

Lage im Gazastreifen weiter dramatisch

Während sich die Aufmerksamkeit international auf den gegenseitigen Beschuss zwischen Israel und Iran konzentriert, bleibt die humanitäre Lage im Gazastreifen katastrophal.

Zumindest ein Konvoi mit dringend benötigten Hilfsgütern hat die Menschen zu Beginn der Woche über den nördlichen Grenzübergang Erez erreicht:
Palästinensischen Angaben zufolge soll das israelische Militär erneut Wartende in der Nähe eines Verteilzentrums für humanitäre Hilfsgüter getötet haben. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde sprach am Dienstag von mehr als 50 Toten und rund 200 Verletzten im Süden des abgeriegelten Küstengebiets. Details nannte sie nicht.

Augenzeugen berichteten der Deutschen Presse-Agentur, Menschen seien teils zu Fuß, teils mit Fahrzeugen auf dem Weg zu einer Ausgabestelle gewesen, als die israelische Armee sie am Dienstagmorgen in einem Gebiet zwischen den Städten Rafah und Chan Yunis mit Artillerie beschossen habe.

Israels Armee teilte mit, ein Hilfstransporter sei bei Chan Junis stecken geblieben. Eine Menschenmenge habe sich in der Gegend, in der Israels Militär im Einsatz sei, versammelt und sich den Soldaten genähert. Der Armee seien Berichte über Verletzte durch israelischen Beschuss bekannt. „Die Einzelheiten des Vorfalls werden derzeit geprüft“, hieß es in einer Mitteilung. Die Informationen von Armee und Palästinensern ließen sich nicht unabhängig überprüfen. 


Es gab mehrmals Berichte darüber, dass israelische Soldaten in der Nähe der Verteilzentren Schüsse abgegeben hätten und Menschen ums Leben gekommen seien. Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa sollen seit der Einführung des neuen Hilfsverteilungsmechanismus mehr als 300 Palästinenser bei dem Versuch, humanitäre Hilfe zu erhalten, ums Leben gekommen sein.

Nach Angaben der WHO stehen die 17 der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen, die noch minimale Dienste anbieten, vor dem Kollaps. Vor allem fehle Treibstoff, wie WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X schrieb. Israel blockiert die Einfuhr von Treibstoff und erlaubt es der WHO nach Angaben von Tedros auch nicht, letzte Reserven aus Lagern in Bereichen des Gazastreifens zu holen, die Israel als Evakuierungszone deklariert hat. Das umfasst nach UN-Angaben 80 Prozent des Territoriums.

Ohne Treibstoff für die Stromgeneratoren könnten Operationssäle, Dialysemaschinen und Brutkästen nicht betrieben, Medikamente nicht gekühlt und Wasser nicht abgekocht werden. „Feuerpause. JETZT“, schrieb Tedros.
© SZ/dpa/Reuters/KNA/epd/Bloomberg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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