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Merkel und Machtworte:Pubertät
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Zum Amt der Parteichefin kommt Merkel sogar mit einer Art Machtwort. Als erste in der Partei wendet sich die damalige Generalsekretärin von ihrem spendenaffären-gebeutelten Übervater Helmut Kohl ab und schreibt 2000 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:
"Die Partei muss also laufen lernen, muss sich zutrauen, in Zukunft auch ohne ihr altes Schlachtross, wie Helmut Kohl sich oft selbst gerne genannt hat, den Kampf mit dem politischen Gegner aufzunehmen. Sie muss sich wie jemand in der Pubertät von zu Hause lösen, eigene Wege gehen."
Schreibt sie da vielleicht nicht nur über die Partei, sondern über sich selbst? Viel Zeit für pubertäre Aufmüpfigkeit bleibt Angela Merkel jedoch nicht, denn nur wenige Monate später übernimmt sie selbst die Führung der CDU. Seitdem ließ sie nicht mehr viele Machtworte hören.
Foto: dpa; im Bild: Generalsekretärin Angela Merkel mit dem damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel
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Merkel und Machtworte:Abteilung Angriff
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Als Generalsekretär setzt die neue Vorsitzende Ruprecht Polenz durch. Der Münsteraner Bundestagsabgeordnete gilt als loyal, ruhig und integer - sagt aber von sich selbst: "Die Abteilung Angriff liegt mir weniger." Damit hat er was mit seiner Chefin gemeinsam. Kritik an dem viel zu ruhigen Führungsduo wird schnell laut.
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Merkel und Machtworte:Missgriff Meyer
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Daraufhin entlässt Merkel ihren Generalsekretär mit derselben Begründung, mit der sie ihn zuvor eingestellt hatte und zeigt so, wer büßen muss, wenn die Chefin patzt: die anderen.
Dummerweise steigt auch Nachfolger Laurenz Meyer direkt mit einem Patzer ein, indem er laut tönt, dass sich Merkel einen zweiten Missgriff nicht erlauben könne und er in einer viel stärkeren Position sei als Polenz. Mal wieder will einer der starken CDU-Männer dem Mädchen aus dem Osten zeigen, wer Koch und Kellner ist. Merkel entgegnet darauf öffentlich nichts - wird Meyer aber bei nächster Gelegenheit los und sucht sich in Ronald Pofalla dann endlich einen bedingungslos loyalen Generalsekretär.
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Merkel und Machtworte:Die K-Frage
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Als es auf die Bundestagswahl 2002 zugeht, stellt sich die Frage, wer aus der Union Kanzler Gerhard Schröder herausfordern solle - Merkel oder Stoiber? Die Parteichefin drückt sich um die Konfrontation mit Stoiber, laviert lange Zeit herum - und steckt dann, beim inzwischen berühmt-berüchtigten "Wolfratshausener Frühstück" zurück. Viele interpretieren das als Führungsschwäche. Im Nachhinein erweist es sich als clever: Bundeskanzler Schröder erledigt für sie ihren heftigsten Konkurrenzen, während sie in aller Ruhe Kurs aufs Kanzleramt 2005 nehmen kann.
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Merkel und Machtworte:Merkel und Merz
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Ihren zweitwichtigsten Konkurrenten nimmt sich die Parteichefin nach der von Stoiber verlorenen Wahl vor: Merkel verdrängt Friedrich Merz vom Fraktionsvorsitz - wie immer ohne einen öffentlichen Machtkampf auszufechten. Stattdessen zieht sie geschickt CSU-Chef Stoiber auf ihre Seite, der wiederum die anderen Unionsministerpräsidenten überzeugt, zuzustimmen. Stoiber tut das, da er glaubt, mit Merkel als Fraktionschefin bleibe er weiterhin "heimlicher Kanzlerkandidat" der Unionsparteien. Diesen Titel gönnt ihm Merkel - schließlich ist er wertlos.
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Merkel und Machtworte:Köhler-Coup
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Mit einem Posten mehr übt sich Merkel weiter im Strippenziehen. In einer Nachtsitzung mit Duz-Freund Guido Westerwelle und Edmund Stoiber kungelt die Chefin den weithin unbekannten Horst Köhler als Bundespräsidenten aus. Damit düpiert sie jene in der CDU, die gerne Wolfgang Schäuble im Schloss Bellevue gesehen hätten, wie zum Beispiel Roland Koch und Friedrich Merz. Der Köhler-Coup ist einer der Höhepunkte ihrer Karriere: Sie hat nun fast alle innerparteilichen Konkurrenten kaltgestellt oder auflaufen lassen. Und fast immer gelingt ihr dies ohne große Worte.
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Merkel und Machtworte:Neuwahlen
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Merkel hämmert nicht an Türen - sie wartet, bis diese sich einen Spalt öffnen und stellt dann den Fuß hinein. So auch bei der für Rot-Grün verlorenen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, nach der die SPD-Granden Schröder und Müntefering ganz freiwillig Neuwahlen ankündigen. Es ist Merkels Chance, denn nun führt an ihr als Kanzlerkandidatin kein Weg vorbei.
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Merkel und Machtworte:Bundestagswahl 2005
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Blöd nur: Die Tür geht zwar auf, aber nicht so weit wie Merkel es gerne gewollt hätte. Statt einer satten Mehrheit für Schwarz-Gelb reicht es nur für eine große Koalition, immerhin aber mit der CDU-Vorsitzenden als Bundeskanzlerin. Sie führt Schwarz-Rot ohne viele Machtworte, was vielleicht keine schlechte Führungsmethode für eine Koalition ist, in der der kleine Partner fast genauso groß wie der große ist.
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Merkel und Machtworte:Opel-Krise
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Die Wähler wünschen sich bei manchen Themen aber doch klare Bekenntnisse von Merkel - zum Beispiel als die Finanz- und Wirtschaftskrise die Existenz des Autokonzerns Opel gefährdet. Ausnahmsweise lehnt sich die Kanzlerin aus dem Fenster und wünscht sich öffentlich Magna als Investor. Doch sie kann sich nicht durchsetzen.
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Merkel und Machtworte:Christliche Werte
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Auch mit ihrem laut geäußerten Wunsch, christliche Werte in der EU-Verfassung zu verankern, kommt Merkel, die 2007 die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, nicht zum Zug. Und als sie in der Diskussion um die erzkonservative Pius-Brüderschaft das Verhalten von Papst Benedikt XVI. kritisiert, verprellt sie katholische Wähler.
Die Erfahrung lehrt Merkel: Sie fährt besser, wenn sie schweigt.
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Merkel und Machtworte:Schlafwagen-Wahlkampf
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"Psst, bloß nix lautes sagen, sonst wacht noch ein SPD-Wähler auf" wird also zu ihrem Motto für den Wahlkampf 2009. Die Bundeskanzlerin tut alles, um einen polarisierenden Wahlkampf und damit eine Mobilisierung der Oppositionsanhänger zu vermeiden. Erfolgreich - nach einem langweiligen Sommer gewinnen CDU und FDP die Wahl und Merkel ist als Kanzlerin einer schwarz-gelben Koalition endlich am Ziel. Foto: ddp
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Merkel und Machtworte:Die lachende Dritte
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Da bleibt nur noch eines zu tun: die Männer disziplinieren. Mit den anderen Parteivorsitzenden der Koalition, Guido Westerwelle und Horst Seehofer, geht sie auf Merkel-Art um - sie "verweigert sich, ganz Frau, den Aufforderungen zum Duell, lässt sie solange toben, bis sie müde werden." (Zeit) CSU und FDP streiten erst gegeneinander, dann untereinander, Angela Merkel schaut gelassen zu, während sich die anderen zerfleischen.
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Merkel und Machtworte:Gerangel in der Koalition
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Wildsäue und Gurken regieren unser Land - zumindest, wenn man den Koalitionären glaubt. Nach anhaltendem Zwist zwischen CSU und FDP reicht es Angela Merkel: "Am Abend weiß man manchmal bei uns nicht mehr, wer Freund und Feind ist", sagte die Kanzlerin bei ihrem ersten Besuch der FDP-Fraktion Anfang Juli. "So kann das nicht weitergehen."
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Merkel und Machtworte:Merkelscher Machterhalt
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In den vergangenen zehn Jahren hat Merkel gelernt, wie man Macht erringt und Macht erhält. Seit zehn Jahren ist sie Parteivorsitzende, seit fünf Jahren Kanzlerin und regelmäßig führt sie Ranglisten als mächtigste Frau der Welt an. Ihre Karriere zeigt, wie wenig Macht mit Machtworten zu tun hat.
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Welches Machtwort von Angela Merkel haben Sie vermisst?
Text: sueddeutsche.de/bavo/gba