Kommt er etwa schon nächste Woche? Oder erst später? Angela Merkel ist es nicht anzusehen, was ihr lieber wäre. Ein sehr schneller Besuch des US-Präsidenten in Berlin? Oder doch lieber ein länger geplanter? Donald Trump lässt jedenfalls am Montag in Biarritz keinen Zweifel daran, dass er demnächst Deutschland besuchen werde. "I have German in my blood", sagt er. Bei Merkel zucken kurz die Mundwinkel. Das ist aber auch schon alles.
Die Bundeskanzlerin hat in ihrer langen Amtszeit Steherqualitäten bewiesen, aber diese Begegnung mit Trump am Rande des G-7-Gipfels in dem französischen Seebad fordert sie sichtbar. Mit - fast - unbeweglicher Miene, was einstudiert aussieht, hört sie zu, wenn Trump den Journalisten erklärt, wie sie so sei. "Sie ist eine brillante Frau", sagt er. Und sie sei nicht zu unterschätzen, wer weiß, wie lange sie noch im Amt bleibe, antwortet er auf die Frage, ob die G 7 zur reinen Herrenrunde mutieren werde, wenn Merkel ausscheidet. Da meldet sich die Kanzlerin zu Wort. "Ich bin ja noch da", sagt sie lächelnd. Dass Trump in Biarritz nebenbei ihre Bewerbung für eine fünfte Kanzlerschaft in Aussicht stellt, so weit soll es nun doch nicht kommen.
G-7-Gipfel:Merkel sieht große Fortschritte bei Iran-Gesprächen
Auch die USA begrüßten jetzt Gespräche der Europäer mit Iran, so die Kanzlerin am Rande des G-7-Gipfels. Der US-Präsident erklärt, dass die überraschende Anreise des iranischen Außenministers mit ihm abgesprochen gewesen sei.
Irgendwann in den zwanzig Minuten, die Trump und Merkel mit den Journalisten reden, wird sie gefragt, ob Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der US-Präsident nun das neue Dream-Team des G-7-Gipfels seien. Schlagfertig sagt die Kanzlerin: "Das Dream-Team von G 7 ist G 7." - "Gute Antwort", lobt Trump.
Merkel stand ganz unten auf der Gesprächsagenda des Präsidenten
Eigentlich sollte die Bundeskanzlerin den Präsidenten bereits am Montagmorgen treffen. Aber Trump verplauderte sich mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel-Fattah al-Sisi. Und so musste umgeplant werden. Ein klarer Fall von Unhöflichkeit. Merkel reagiert, wie man es von ihr kennt: Sie habe mit UN-Generalsekretär António Guterres gesprochen, lässt sie mitteilen. Man habe die UN-Klimakonferenz im September vorbereitet sowie die Situation in Libyen, Syrien und im Sahel diskutiert. Es klingt wie: Habe auch so genug zu tun.
Merkel stand auf Trumps Gesprächsagenda in Biarritz weit unten. Wohl auch, weil sich mit ihr nicht so "große, große Deals" verkünden lassen wie mit manch männlichem Kollegen. Trump kann mit Merkels Art nicht besonders umgehen. Zudem sieht er Deutschland als Konkurrenten, wenn nicht gar als Trittbrettfahrer der Weltwirtschaft. Ihn stört alles, wo Deutschland vermeintlich besser ist als die USA. Die Europäer würden im Handel genauso tough auftreten wie China, sagt er. Mit China sei er dank der Strafzölle, die dort Millionen Arbeitsplätze bedrohen, in einer viel besseren Verhandlungsposition für einen guten Deal. Und mit Europa wolle er auch schnell einen.