Merkel-Nachfolge:Ich kann das

Annegret Kramp-Karrenbauer gelingt ein Kunststück. Die CDU-Generalsekretärin stellt sich zugleich als Vertraute der Kanzlerin und als Kritikerin einer "bleiernen Zeit" dar. Ihr Auftritt zeigt: Wer gegen sie gewinnen will, muss sich gewaltig anstrengen.

Von Stefan Braun

Im Wettstreit um die Nachfolge von Angela Merkel gehörte Friedrich Merz der Überraschungseffekt. Seine Kontrahentin Annegret Kramp-Karrenbauer aber hat am Mittwoch nachgezogen. In gut vierzig Minuten Auftritt hat sie keinen Zweifel gelassen an ihrem Ehrgeiz, ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Chuzpe. Wer unsicher war, ob sich die Frau wirklich trauen würde, kann diese Unsicherheit vergessen. AKK hatte am Mittwoch eine Botschaft: Ich kann das.

Noch bemerkenswerter als ihr Machtwille ist allerdings ihre Fähigkeit, sich als enge Begleiterin der Kanzlerin zu beschreiben und gleichwohl eine harte Grenze zu ziehen. Sie hat offen und empathisch berichtet, wie sehr sie Angela Merkel schätzt und wie viel die CDU ihr zu verdanken habe. Anschließend aber hat sie übergangslos "die bleierne Zeit" der vergangenen Monate beklagt - und damit einen Begriff verwendet, der Merkel doch sehr schmerzen dürfte. Viele Beobachter haben den Spagat zwischen alter Loyalität und neuem Anfang für Kramp-Karrenbauers größtes Problem gehalten. Auch das könnte sich schon jetzt erledigt haben.

Damit bekommt die CDU genau das, was sie im Ringen um mehr Attraktivität und neue Energie braucht: einen spannenden, demokratischen Wettbewerb um die Macht. Wer hätte das vor zwei Wochen für möglich gehalten?

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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