Süddeutsche Zeitung

CDU-Auftritt in Aachen:Merkels letzter Wahlkampfauftritt

"Es ist nicht egal, wer regiert": Merkel absolviert in Laschets Heimat ihren letzten Wahlkampfauftritt als Kanzlerin. Auch die anderen Parteien versuchen, wenige Stunden vor dem Wahltag noch Botschaften zu setzen.

Gemeinsam mit Laschet warnte Merkel im Wahlkampf-Schlussspurt vor Instabilität in Deutschland nach der Wahl. "Es ist nicht egal, wer regiert", sagte die scheidende Regierungschefin. Die Ex-CDU-Vorsitzende rief zur Wahl ihres Parteifreundes auf - auch mit Hinweis auf dessen klar proeuropäische Haltung: "Es geht morgen darum, dass Deutschland stabil bleibt." Sie nannte sowohl außen- als auch innenpolitische Gründe. So werde Deutschland von seinen Partnern weniger Unterstützung auch bei der geheimdienstlichen Zusammenarbeit erhalten, wenn es selbst nicht mehr für Sicherheit leiste.

Zudem kritisierte Merkel, dass im Wahlkampf von vielen Parteien vor allem über das Verteilen von Geld geredet worden sei. "Erarbeiten und Verteilen sind aber zwei Seiten einer Medaille", sagte sie. Merkel warnte vor einer Strangulierung der Wirtschaft durch Steuererhöhungen. Sie applaudierte stark, als Laschet erneut vor einem Linksbündnis aus SPD, Grünen und Linken warnte. Der CDU-Chef seinerseits lobte das Engagement der Fridays-for-Future-Bewegung. Er betonte aber, dass schon der klimaneutrale Umbau der Wirtschaft bis 2045 eine große Herausforderung sei. "Wir müssen das sozialverträglich hinkriegen. Sonst bricht dieses Land zusammen", sagte Laschet mit Blick etwa auf den Kohleausstieg.

Dohnanyi: Außer Scholz kein ökonomischer Sachverstand

Auch andere Parteien nutzen den Tag vor der Wahl für letzte große Kundgebungen. In drei am Freitag veröffentlichten Umfragen lag die SPD jeweils vor der Union. An dritter Stelle folgen danach die Grünen mit deutlichem Abstand vor FDP, AfD und den Linken. Der Wahlausgang und vor allem die Koalitionsbildung danach gelten deshalb als völlig offen.

Die FDP mit ihrem Parteichef Christian Lindner beendet ihren bundesweiten Wahlkampf mit Kundgebungen in Köln und Düsseldorf. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz ist vor allem in seinem Wahlkreis in Potsdam unterwegs. Dort tritt auch die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock als Direktkandidatin an. Außerdem gehen dort unter anderem die Ex-Landesvorsitzende der CDU, Saskia Ludwig, die frühere FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg und der Linke-Bundestagsabgeordnete Norbert Müller ins Rennen.

Hamburgs Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi, 93, würde am liebsten ein Bündnis aus SPD, CDU und FDP mit Scholz als Kanzler sehen. "Aber meine Lieblingskoalition kommt wohl nicht zustande, weil es der SPD kaum zumutbar wäre, eine Mehrheit im Kabinett zu haben, die eher 'schwarz' ist", sagte der Sozialdemokrat dem Hamburger Abendblatt. Die Liberalen hätten aus seiner Sicht wohl mit einem Dreierbündnis aus SPD, Grüne und FDP Probleme. "Rot-Rot-Grün passt auf dem Papier am besten zusammen, aber ich fände es gefährlich, weil in dieser Kombination außer bei Olaf Scholz im Augenblick überhaupt kein ökonomischer Sachverstand zu sehen ist", so von Dohnanyi. "Ich fürchte die Grünen, weil ich bei Frau Baerbock zu viel spontane Naivität sehe. Dass sie Außenministerin würde, kann ich mir wirklich nur mit Schrecken vorstellen."

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