Merkel im Nahen Osten:Die weiche Macht

Saudi-Arabien und Iran: Warum Berlin Kontakt zu beiden pflegen muss.

Von Paul-Anton Krüger

Europas Schicksalsregion ist der erweiterte Nahe Osten. Kaum etwas hat Deutschland so verändert wie Hunderttausende Syrer, die Schutz gesucht haben vor den Verheerungen des Krieges und den Gräueln des Regimes. Europa und namentlich Deutschland tun gut daran, eine eigene Politik gegenüber dieser Region zu entwickeln, gerade auch, weil sich die USA von dort unter Donald Trump weiter zurückziehen wollen.

Die wichtigen Staaten sind weder einfache noch angenehme Partner: Saudi-Arabien und Iran haben eine erschreckende Bilanz bei den Menschenrechten. Sie unterdrücken politische Dissidenten und die Frauen. Saudi-Arabien lässt mittelalterlich mit dem Schwert richten, Iran Menschen an Autokränen aufhängen. Riad spielt eine ungute Rolle beim Krieg in Jemen, Teheran eine schlimmere in Syrien.

Ohne sie gibt es aber keine Lösung für die Kernkonflikte; Berlin muss im eigenen Interesse Kontakt zu beiden pflegen - und es vermeiden, sich im politisierten Konfessionsstreit zwischen Sunniten und Schiiten vereinnahmen zu lassen. Deutschland genießt Ansehen, kann mit seiner weicheren Macht noch Einfluss gewinnen. Saudi-Arabien und Iran sind junge Länder, beide werden (zumindest derzeit) von Regenten gelenkt, die eine Öffnung suchen, dem Wunsch ihrer Völker folgend. Das sollte die Bundesregierung unterstützen. Es löst die Probleme nicht, aber es ist ein Anfang, der hoffen lässt.

© SZ vom 02.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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