Merkel: "Historische Entscheidung":Große Worte in Schwarz

Angela Merkel ist eigentlich keine Freundin pathetischer Phrasen. Doch die bevorstehende Nahost-Mission sei "kein Einsatz wie jeder andere", so die Kanzlerin, sondern ein historischer.

Nico Fried

Es sah geradezu feierlich aus, als Angela Merkel, Frank-Walter Steinmeier und Franz Josef Jung weitgehend in Schwarz gekleidet am Mittwoch vor die Presse traten. Und tatsächlich war es ja auch ein bemerkenswerter Moment, als die Kanzlerin und ihre beiden Minister den Beschluss des Kabinetts verkündeten, deutsche Soldaten in den Nahen Osten entsenden zu wollen.

Sie sei vorsichtig mit großen Worten, so Merkel, aber dies sei doch eine historische Entscheidung und "kein Einsatz wie jeder andere". Es war dann ausgerechnet ein israelischer Journalist, der den bedeutungsschweren Auftritt etwas auflockerte, als er - offenbar vor allem durch die goldenen Knöpfen am Zweireiher des Verteidigungsministers inspiriert - zu Beginn seiner Frage sagte, die Herrschaften seien ja dem Anlass entsprechend gleich in Marineuniform erschienen.

Diese drei also tragen nun die Hauptverantwortung für den Einsatz der Bundeswehr: Die Kanzlerin, die das deutsche Engagement ausführlich begründete und sich lediglich bei Details durch Blicke zu den Herren rechts und links vergewisserte, nichts Falsches zu sagen.

Gordische und nahöstliche Knoten

Der Außenminister, der sich quasi auf Zwischenstopp in Berlin befand und ungewohnt bilderreich von Fokus und Weitwinkel, gordischen und nahöstlichen Knoten sowie von einem Mosaik der politischen Gesamtlösung in der Region sprach, in dem der Libanon-Einsatz nur ein erstes Steinchen sei.

Und schließlich der Verteidigungsminister, dem vor einiger Zeit das Wort vom Kampfeinsatz rausgerutscht war und der nun heftig nickte, als seine Kanzlerin lediglich von einem "robusten Mandat" sprach und davon, dass sie das deutsche Engagement damit richtig beschrieben sehe.

Vor allem Merkel und Steinmeier verwandten viel Zeit darauf, den notwendigen Erfolg der Mission hervorzuheben. Die internationale Gemeinschaft sei in der Vergangenheit bei der Stabilisierung des Libanon wiederholt auf halber Strecke stehen geblieben, so die Kanzlerin. "Das darf uns nicht noch einmal passieren."

Auch der Außenminister warnte, die Staatengemeinschaft dürfe sich nicht von ihren Versprechen lösen. Sonst würde "die Glaubwürdigkeit gerade in einer Region leiden, in der in den nächsten Jahren noch viel Glaubwürdigkeit gebraucht wird". Nach einer knappen halben Stunde rückten die drei wieder ab - gemessenen Schrittes, aber nicht in Reih und Glied.

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