Süddeutsche Zeitung

Menschenrechtsorganisation:"Systematische Folter im Irak"

Nicht nur US-amerikanische und britische Soldaten haben Gefangene misshandelt. Auch irakische Sicherheitskräfte hätten Häftlinge regelmäßig geschlagen, getreten und mit Elektroschocks gequält, berichtet Human Rights Watch.

Von 90 befragten Gefangenen hätten 72 angegeben, sie seien gefoltert oder misshandelt worden, schreibt die Organisation in einem Bericht, der am Dienstag in Bagdad veröffentlicht wurde.

"Die irakische Regierung hält ihre Versprechen nicht, die Grund legendsten Menschenrechte zu achten und zu wahren", sagte die Direktorin der Nahost-Abteilung von Human Rights Watch, Sarah Whitson.

Ehemalige Gefangene berichteten laut Human Rights Watch, sie seien geschlagen und getreten worden. Einige seien Elektroschocks an Ohrläppchen und Genitalien ausgesetzt gewesen, oder hinter dem Rücken an den Händen gefesselt und an den Handgelenken aufgehängt worden.

Die Polizei habe teilweise Bestechungsgelder verlangt, um die Gefangenen freizulassen.

Die Organisation befragte die Gefangenen, die alle in irakischem Gewahrsam waren, zwischen Juli und Oktober vergangenen Jahres. Manche seien nach Anschlägen unter Terrorverdacht festgenommen worden, andere wegen anderer Delikte wie Drogenhandel.

US-Polizeiberater: Augen verschlossen

Polizeiberater, vor allem aus den USA, "haben die Augen vor diesen uneingeschränkten Misshandlungen verschlossen", schreibt die Organisation in dem Bericht.

Sie forderte die irakische Regierung auf, die Anschuldigungen zu prüfen und verantwortliche Beamte zur Rechenschaft zu ziehen. Unabhängige Menschenrechtsorganisationen müssten Zugang zu den Gefängnissen erhalten.

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dpa
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