Memoiren: George W. Bush:Nur ein bisschen Reue

Die Memoiren des George W. Bush haben es in sich: Dort beklagt der frühere US-Präsident Saddams fehlende Massenvernichtungswaffen - und räumt ein, Folter höchstpersönlich abgesegnet zu haben.

Jeanne Rubner

Man darf daran zweifeln, dass George W. Bush Schillers Lied von der Glocke und damit dessen berühmte Zeile "Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang" kennt. Trotzdem dürfte der frühere US-Präsident in den vergangenen Jahren zuweilen über Reue nachgedacht haben. In seinen Memoiren "Decision Points" jedenfalls, die kommenden Dienstag erscheinen, soll er den Einmarsch in den Irak heftig bedauern: Ihm werde übel, schreibt Bush US-Medien zufolge, wenn er daran denke, dass man keine Massenvernichtungswaffen im Irak gefunden habe. Niemand sei schockierter und wütender als er selbst gewesen, behauptet George W. Bush.

Eine weitere Überraschung hält der 64-Jährige, der als einer der unbeliebtesten Präsidenten der US-Geschichte das Weiße Haus verließ, in seinen Erinnerungen bereit: Er habe überlegt, schreibt er, seinen Vize Dick Cheney zu feuern. Als im Jahr 2004 die Wiederwahl anstand, habe er kurzzeitig erwogen, Cheney durch den damaligen Mehrheitsführer im Senat, den Republikaner Bill Frist, zu ersetzen. Cheney war einer der Hauptbefürworter des Irak-Krieges und galt als Strippenzieher der US-Regierung. Das Zerwürfnis der beiden Männer bezog sich aber eher auf die Entlassung von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sowie die dubiose Rolle von Cheneys Stabschef Lewis Libby als auf den Krieg selbst. Doch dann siegte bei Bush offenbar das Gefühl, in Cheney einen perfekten Gehilfen zu haben ("Er half mir, den Job zu tun.")

Bushs Memoiren sollen voller Anekdoten und Details über die wichtigsten Ereignisse seines Lebens und der Präsidentschaft sein - etwa die Entscheidung, mit dem Trinken aufzuhören, Hurrikan Katrina oder die Wirtschaftskrise gegen Ende seiner Amtszeit. Auch die umstrittenen Verhörmethoden der Guantanamo-Häftlinge sind Thema. Das "Waterboarding" genehmigte Bush höchstpersönlich, was er im Buch verteidigt. Am blutigen Irak-Krieg hält Bush, fehlende Massenvernichtungswaffen hin oder her, ebenfalls fest. Amerika sei durch den Krieg sicherer geworden, schreibt er. Echte Reue sieht anders aus.

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