Memoiren der ehemaligen First Lady:Vergiftete Erinnerungen

Laura Bush schürt in ihren Memoiren einen ungeheuren Verdacht: Wurde beim G-8-Gipfel in Deutschland versucht, den US-Präsidenten zu vergiften?

Wolfgang Jaschensky

Es ist ruhig geworden um die Familie Bush. Nicht einmal 16 Monate ist es her, dass George W. und seine Frau Laura das Weiße Haus verlassen haben und nach Dallas gezogen sind, und doch fühlt es sich an, als läge die Ära Bush bereits Jahre zurück. Der einst mächtigste Mann der Welt sammelte Spenden für Haiti, verdingte sich als Redner auf Motivations-Seminaren und pflegte sonst ein ruhiges Dasein als Privatier und Präsident a. D..

George W. Bush, Laura Bush, dpa

Vergiftet in Deutschland? Laura bringt die Bushs zurück in die Schlagzeilen.

(Foto: Foto: dpa)

Nun bringt ausgerechnet Laura Bush, die als First Lady weit weniger im Rampenlicht stand als ihre Vorgängerin Hillary Clinton oder ihre Nachfolgerin Michelle Obama, die Bushs zurück in die Schlagzeilen. Ihre Memoiren Spoken from the Heart (Aus dem Herzen gesprochen) erscheinen in den USA zwar erst am 4. Mai, doch zahlreiche US-Medien, von der New York Times über die Washington Post bis zum Nachrichtensender CNN, berichten bereits jetzt ausführlich. Und siehe da: Die Erinnerungen der Texanerin enthalten politischen Sprengstoff.

Weniger, weil Laura Bush mit den prominenten Kritikern ihres Mannes - etwa Nancy Pelosi, Sprecherin des Repräsentantenhauses - abrechnet oder dessen umstrittene Entscheidungen verteidigt. Brisant ist ein Verdacht der 63-Jährigen: Laura Bush glaubt, dass sie und ihr Mann während des G-8-Gipfels in Deutschland im Jahr 2007 vergiftet worden sein könnten.

Auf dem Programm in Heiligendamm stand am Donnerstag, 7. Juni 2007: "19:30 Uhr: Arbeitsessen der G-8-Staats- und Regierungschefs - Neue Impulse für Doha-Entwicklungsrunde, G-8-Afrikapolitik. 21:30 Uhr: Digestif und Gelegenheit für bilaterale Gespräche". Am nächsten Tag meldete sich Präsident Bush krank - und mit ihm seine Frau und ein Großteil der US-Delegation.

Ihr Mann habe das Bett hüten müssen, ist nun in den Memoiren von Laura Bush zu lesen. Zwar hätten die Ärzte einen Virus für die Erkrankung verantwortlich gemacht, der US-Geheimdienst habe aber auch untersucht, ob sie vergiftet werden sollten. Das Fazit der Laura Bush: "Wir haben nie erfahren, ob andere Delegationen krank geworden sind oder ob unsere auf geheimnisvolle Weise die einzige war."

Das Management von Kempinski, das während des G8-Gipfels das Tagungshotel geführt hatte, war bislang ebenso wenig für eine Stellungnahme zu erreichen wie die aktuellen Betreiber. Die Bundesregierung sieht die "geheimnisvolle" Übelkeit der US-Delegation gelassen. "Damals wurden keinerlei Vorwürfe erhoben", sagte ein Sprecher der Bundesregierung zu sueddeutsche.de.

Laura Bush spricht über Autounfall

Die Spekulationen über das vergiftete Dinner nehmen freilich nur einen kleinen Teil der Memoiren der früheren First Lady ein. Viel ausführlicher widmet sich Laura Bush einem dunklen Kapitel ihrer Jugend, einem Verkehrsunfall, den sie als 17-Jährige verschuldet hat und der einem Highschool-Freund das Leben gekostet hat. Am 6. November 1963 überfuhr sie - damals hieß sie noch Laura Welch - in ihrer texanischen Heimatstadt Midland ein Stoppschild und raste in das Auto ihres Schulkameraden.

An die Öffentlichkeit gelangte der Unfall bereits im Wahlkampf zur ersten Präsidentschaft ihres Mannes, doch nun berichtet Laura Bush zum ersten Mal ausführlich von der Tragödie, die sie ihr ganzes Leben nicht mehr losgelassen hat. "In jenem November habe ich meinen Glauben für viele, viele Jahre verloren", schreibt die strenggläubige Christin. Sie habe sich nach dem Unfall nicht bei den Eltern des Verstorbenen gemeldet und sei der Beerdigung ferngeblieben. Beides bereue sie bis heute.

Auch die Alkoholsucht ihres Mannes spart Laura Bush nicht aus. Der habe sich den "drei Bs" hingegeben: Bourbon vor dem Abendessen, Bier zum Abendessen und Bénédictine & Brandy nach dem Abendessen. Trotz der Sucht habe sie ihrem Mann nie damit gedroht, ihn zu verlassen. Sie habe ihn aber wissen lassen, dass sie enttäuscht von ihm sei.

Am 10. November können die Leser auf weitere Details zum Trinkverhalten des einst mächtigsten Mannes der Welt hoffen. Dann erscheinen die Memoiren des George Walker Bush.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: