Meine Presseschau:Stürmische Tage in Israel

Föderl-Schmid

Alexandra Föderl-Schmid ist Korrespondentin der SZ für Israel und die palästinensischen Gebiete.

(Foto: SZ)

Der Schlag gegen iranische Ziele in Syrien findet Unterstützung in den Zeitungen. Alle wissen: Der Konflikt geht weiter, das Land wird so schnell nicht mehr zu Ruhe kommen.

Von Alexandra Föderl-Schmid 

Die israelischen Medien begrüßen die Angriffe der Armee auf iranische Ziele in Syrien. Sie übernehmen auch die Darstellung der Streitkräfte, dass es Israel gewesen sei, das angegriffen habe - das Land habe sich nicht verteidigen müssen. Damit soll suggeriert werden, Israel dominiere das Geschehen in dem Konflikt. Vor Israels Schlag waren in der Nacht zum Donnerstag von Syrien aus 20 mutmaßlich iranische Raketen auf die von Israel annektierten Golanhöhen abgefeuert worden.

Vom Militär wurden geschickt portionsweise neue Bilder und Videos von Angriffszielen an Medienvertreter geschickt, sodass stets neuer Stoff für Berichte vorhanden war. Armee und Geheimdienst feierten es auch als Erfolg, dass sie die Luftschläge aus Syrien richtig vorhergesagt hatten, und sie reagierten wie zuvor angekündigt: mit massiven Angriffen auf Irans Stellungen in Syrien. "Wenn es bei uns tröpfelt, wird es bei ihnen stürmen", sagte der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman.

In der Times of Israel wird beklagt, dass Israel alleingelassen werde, wenn es um konkrete Aktionen gehe. Sogar die USA seien "unwillig, konkrete Schritte zu unternehmen, um die Ausbreitung Teherans in Syrien zu vereiteln". Die größere Bedrohung sei ohnehin "ein weiterer militärischer Konflikt mit der wichtigeren iranischen Infrastruktur in diesem Gebiet": der Hisbollah in Libanon.

Dabei gab es in Israel im Zusammenhang mit Iran noch Anfang dieser Woche viel Lob für die USA. Die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, das Atomabkommen zu kündigen, stieß auf breite Zustimmung - obwohl Experten von Geheimdienst und Armee sich für die Beibehaltung ausgesprochen hatten. Sogar die Oppositionsparteien unterstützten Trumps Kurs und kamen nicht umhin, auch Premierminister Netanjahu Lob zu zollen: Netanjahu hatte mit der Präsentation des "geheimen iranischen Atomarchivs" die Begründung für Trumps Entscheidung geliefert.

Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. Für die linke Tageszeitung Haaretz lässt "die Einhelligkeit der parlamentarischen Meinung zum Verhalten Israels in Syrien und dem US-Rückzug aus dem Atomabkommen Warnlichter hinsichtlich Israels Demokratie" aufleuchten. Für das beliebteste Organ des "Bibi" genannten Regierungschefs jedoch, die Gratiszeitung Israel Hajom, hat "die Bibiphobie in den Medien und der Linken" aber keine Auswirkungen: "Die Bürger wissen die Errungenschaften der israelischen Regierung unter Netanjahu zu schätzen."

Israel bereitet sich bereits auf die nächsten Auseinandersetzungen vor. Wegen des 70. Jahrestages der Staatsgründung und der Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem wird mit heftigen Protesten der Palästinenser gerechnet. Yedioth Ahronoth prophezeit, "nächste Woche wird die stürmischste Woche seit Beginn des Sechs-Tage-Kriegs und des Jom-Kippur-Kriegs" - das war 1967 und 1973. Eine willkommene Verschnaufpause biete der Samstagabend: Die schrille Israelin Netta Barzilai tritt in Lissabon beim Eurovision Song Contest auf.

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