Meine Presseschau:Ein Präsident auf Reisen

Schmieder, Jürgen

Amerikas Mainstream-Presse nimmt die ersten Besuche Donald Trumps im Ausland als eine Reihe von Peinlichkeiten wahr. In den rechten und rechtsextremen Medien gilt der Trip dagegen als diplomatische Meisterleistung des neuen Mannes.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Wer die amerikanischen Mainstream-Medien betrachtet oder sich auf sozialen Netzwerken in seiner linksliberalen Blase bewegt, der findet dort fast nur kritische Berichte zur ersten Auslandsreise von Präsident Donald Trump. Es gibt auf Twitter köstliche Kommentare zum goldenen Gürtel von Ehefrau Melania (wie der eines Profi-Catchers) ) und zu Trumps Eintrag in- das Gästebuch der israelischen Gedenkstättes Yad Vashem (wie der eines Fünftklässlers); auf Facebook sind sämtliche peinlichen Momente versammelt: Melanias Weigerung, am Flugzeug Händchen zu halten, das seltsame Foto mit Papst Franziskus oder wie Trump in Brüssel den Premierminister von Montenegro unwirsch zur Seite schiebt.

Die New York Times, die Trump abwechselnd als "Fake News" oder "scheiternd" schimpft, weist anlässlich von Trumps Rede in Brüssel auf das gespannte Verhältnis zwischen ihm und seinen Gastgebern in Europa hin: "An einem verkrampften Tag, an dem Trump seine America-First-Themen ins Herz von Europa brachte, ließ er die europäischen Staatsoberhäupter sichtlich verunsichert zurück. Einige von ihnen beklagten offen die Differenzen mit den USA in den Punkten Handel, Klimaschutz und dem Umgang mit Russland." In der Washington Post ist gar zu lesen: "Allen Ernstes: Für jemanden, der sich um die weltweite Führungsrolle der USA und die Zukunft Europas sorgt, war Trumps Verhalten auf dem Nato-Gipfel beschämend."

Doch wie beurteilen die rechten Medien, also jene, die Trump als "fair" und nicht "auf Hexenjagd befindlich" bezeichnet, diese Reise? Auf der Webseite des Kabelsenders Fox News heißt es, Trump habe "auf den fremden Bühnen in Riad, Jerusalem und Vatikanstadt eine grundsätzlich bravouröse Leistung" hingelegt. In einem anderen Bericht steht: "Es gibt keinen Zweifel daran, dass Trumps bahnbrechendes Benennen der islamistischen Ideologie die Maßnahmen gegen Terrorismus vorantreiben werden. Werden seine Bemühungen auch Anschläge wie den in Manchester verhindern können?"

Die New York Post, eine Boulevard-Zeitung aus dem Reich von Robert Murdoch, sieht im Zur-Seite-Schieben von Montenegros Premierminister Duško Markovic keine Flegelei, sondern eine eindrucksvolle Veranschaulichung von Trumps America-First-Politik: "Der Anführer der freien Welt hatte keine Lust, im Hintergrund zu stehen. (...) Markovic blieb zurück im Staub, doch er lächelte mutig und klopfte Trump auf die Schulter." Das Alphatier Trump habe zuvor bereits "einem Todesgriff-Handschlag von Frankreichs Premierminister Emmanuel Macron" standgehalten.

Die rechtspopulistische Nachrichtenseite Breitbart, deren ehemaliger Chefredakteur Stephen Bannon nun einer der einflussreichsten Trump-Flüsterer ist, beschreibt die Reise als grandiosen Erfolg: "Präsident Trump erhält für seine diplomatischen Anstrengungen wohl die Bestnote. Auch wenn seine Kritiker zuvor behauptet haben, dass diese ambitionierte Reise eine Flucht vor der Plackerei in Washington sei, so zeigt das allgemeine Schweigen dieser Medien nun, dass die erste Auslandsreise des Präsidenten eine beeindruckende Präsentation des Stärke gewesen ist."

Trump selbst hält die Reise für - um eines seiner Lieblingswörter zu verwenden - "great", großartig. Er schreibt seine Eindrücke nicht in sein privates Tagebuch, sondern veröffentlicht sie auf Twitter. Dort stehen nun Sätze wie: "Israel, Saudi- Arabien und der Mittlere Osten waren großartig." Oder: "Ich kämpfe für den Frieden und schlage mich gut."

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