Meine Presseschau:Buddhisten gegen Muslime

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Das Schicksal der muslimischen Minderheit der Rohingya wühlt die öffentliche Meinung in Asien auf. Die Spannungen zwischen den Religionen nehmen zu und manche Warner sehen schon die Gefahr, dass der "Islamische Staat" in der Region Fuß fasst.

Von Arne Perras, Singapur

Das Schicksal der staatenlosen Rohingya an der Grenze zwischen Myanmar und Bangladesch spaltet Asiens öffentliche Meinung. In den Zeitungen mehren sich die Warnungen, dass die Flüchtlingskrise die Stabilität der ganzen Region untergrabe könne. Der Konflikt strahlt auf nahezu alle asiatischen Länder aus, in unterschiedlicher Intensität. Vor allem verstärkt er die Spannungen zwischen Buddhisten und Muslimen und mobilisiert radikale Kräfte beider Seiten.

In Malaysia und Indonesien, wo die Mehrheit islamischen Glaubens ist, schüren Nachrichten über die Verfolgung der Rohingya große Emotionen. Sie werden noch angeheizt durch manipulierte Videos und Fotos, die gar nicht aus Myanmar, sondern aus anderen Konfliktzonen stammen. In der Jakarta Post, die in liberalen Kreisen der Mittelklasse und den politischen Eliten Indonesiens gelesen wird, ruft ein myanmarischer Menschenrechtler Muslime auf, keine weiteren Hassbotschaften zu verbreiten, weil das nur extremistische buddhistische Mönche in Myanmar aufstachele. Er warnt davor, dass sich der Hass so immer weiter aufschaukeln könne. Soziale Netzwerke wirken wie Echokammern für die Hetze.

Malaysische Zeitungen berichten breit über Appelle ihrer Regierung an Myanmar, die Gewalt zu stoppen. Schon nach der Eskalation 2016 hatte Premier Najib Razak einen angeblichen "Genozid" an den Rohingya gegeißelt. Für einen so weitreichenden Vorwurf allerdings fehlen die Belege. Manche Analysten sehen darin denn auch eine kalkulierte Übertreibung, die es dem Premier ermöglichen soll, sich als moralische Instanz zu profilieren. Najib ist durch Finanzskandale unter Druck und kann Ablenkung gut gebrauchen. Weil in Malaysia bald gewählt wird, ist es für Politiker verlockend, die religiöse Karte zu ziehen. Offen können die Medien darüber nicht schreiben, weil der Staat die Freiheit der Presse beschränkt.

Die staatliche malaysische Nachrichtenagentur Bernama berichtet zugleich über Einschätzungen der Anti-Terror-Polizei, wonach Extremisten des "Islamischen Staates" versuchten, den Streit um die Rohingya zu nutzen, um neue Dschihadisten zu rekrutieren. Südostasiens Staaten fürchten, dass sich der IS stärker mit radikal-islamischen Gruppen der Region vernetzt, um Rückzugsräume zu sichern und Terrorattacken zu planen.

Die Regierung im überwiegend buddhistischen Myanmar bekräftigt, die Armee müsse bengalische Extremisten bekämpfen, während die Vereinten Nationen ethnische Säuberungen anprangern. Das frühere Presseorgan der Militärjunta, das nun in neuem Gewand unter dem Namen The Global New Light of Myanmar erscheint, platzierte daraufhin die Einschätzung des chinesischen Botschafters. Der erklärte, Peking betrachte die Krise als interne Angelegenheit Myanmars. Außerdem begrüßte er die Gegenattacken der Sicherheitskräfte, um Extremisten zu bekämpfen.

Rückendeckung erhielt Staatsrätin Aung San Suu Kyi auch aus Indien. Premier Narendra Modi stuft nach Indien geflüchtete Rohingya als "Bedrohung für die Sicherheit" ein und will sie abschieben, ohne dass klar wäre, wohin. Denn sie sind ja staatenlos. Die harte Linie der Regierung wird in der Presse unterschiedlich bewertet. Es gibt Zustimmung, aber auch Widerspruch, wie in der Onlinezeitung First-post. Sie wünscht sich, Modi nähme sich Angela Merkel zum Vorbild. Die habe sich trotz Sicherheitsbedenken auf ihre humanitären Pflichten besonnen. Und für einen Staat mit 1,3 Milliarden Menschen müsse es möglich sein, 40 000 Rohingya eine Zuflucht vor Verfolgung zu bieten.

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