Nun also wird er es allen zeigen, noch ein weiteres Mal. Vor Jahresfrist war John McCain fast abgeschrieben, nachdem er seine Absicht kundgetan hatte, sich erneut als Senator für den Bundesstaat Arizona bewerben zu wollen. Damals hatte er, der Politveteran und gescheiterte Präsidentschaftskandidat, nur einen hauchdünnen Vorsprung vor seinem Konkurrenten John Hayworth, einem konservativen ehemaligen Kongressabgeordneten.
Und als der auch noch die Unterstützung der populären, erzkonservativen Tea-Party-Bewegung erhielt, dachten viele, dass es um McCain geschehen wäre. Doch wie schon im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner, als er scheinbar abgeschlagen zurücklag, dürfte der heute 73 Jahre alte Senator vor einem Comeback stehen: Bei den Vorwahlen an diesem Dienstag, bei denen der Senatskandidat der Republikaner in Arizona ermittelt wird, gilt er inzwischen als haushoher Favorit.
In Umfragen hat er einen zweistelligen Vorsprung vor Hayworth. Damit dürfte einer fünften sechsjährigen Amtszeit McCains nichts mehr im Wege stehen. Das konservative Arizona schickt traditionell Republikaner in den Senat nach Washington.
Das Establishment entscheidet
Auch bei den Vorwahlen in Alaska und Florida, die zur gleichen Zeit stattfinden, dürften sich Kandidaten durchsetzen, die vom Establishment ihrer Parteien favorisiert werden. In Alaska liegt die republikanische Senatorin Lisa Murkowski in Umfragen vor ihrem konservativen Herausforderer Joe Miller, der von Sarah Palin unterstützt wird, der Galionsfigur der Parteirechten.
In Florida ist das Rennen bei den Demokraten interessant: Dort ist der Kongressabgeordnete Kendrick Meeks der Favorit gegenüber Jeff Greene, einem schillernden Geschäftsmann, der Millionen in den Wahlkampf investiert hat.
Doch Beachtung wird in Amerika vor allem dem Geschehen in Arizona geschenkt. McCain muss einen Preis zahlen für seinen mutmaßlichen Triumph - einen, der ihm eine Weile zu schaffen machen dürfte. Um den Konkurrenten von rechts in Schach zu halten, ist der als maverick, als politischer Freigeist, bekannt gewordene Senator selbst nach rechts gerückt.
Und zwar gerade in den Bereichen, in denen er sich einen Ruf als unabhängiger Kopf erworben hatte, der im Stande war, jenseits der Parteiorthodoxie zu denken. Wie überall in den USA geben bei den Vorwahlen die Parteiaktivisten den Ton an, weil sie es sind, die überhaupt zur Wahl gehen. Und in diesem Jahr ist bei den Republikanern nur eine Gruppe hochmotiviert: die Parteirechte, die der Tea-Party-Bewegung nahesteht. McCain hat sich dem Trend gebeugt.
McWendehals
Einst befürwortete er die Einbürgerung illegaler Einwanderer und machte den Grenzzaun zu Mexiko lächerlich. Nun verlangt er, ihn fertigzustellen und unterstützt das neue Einwanderungsgesetz in Arizona, das die US-Regierung als verfassungswidrig ablehnt.
Als ehemaliger Luftwaffenpilot sprach McCain sich lange für ein Ende der Diskriminierung Homosexueller im US-Militär aus. Inzwischen verkündet er, dass er eine Änderung der bisherigen Praxis im Senat blockieren werde. In der Debatte um ein neues Klimaschutzgesetz hat er sich erst gar nicht zu Wort gemeldet. Klimaschutz ist bei den Rechten kein Thema. McCain war in vergangenen Jahren sehr engagiert.
Vor allem aber sicherte er sich die Neutralität des bei den Republikanern hoch angesehenen Clubs for Growth. Das ist ein finanzkräftiger konservativer Kreis, der sich für Steuersenkungen und eine Eindämmung staatlichen Einflusses starkmacht und sich gern mit millionenschweren Kampagnen zugunsten konservativer Kandidaten in die Wahlkämpfe einmischt.
Der Club hielt sich in Arizona heraus. John McCain aber mobilisierte alte Verbindungen und sammelte mehr als 20Millionen Dollar an Spenden für den Wahlkampf. Rivale Hayworth brachte lediglich drei Millionen zusammen. Dem bleibt nur mehr Sarkasmus: "Ausgerechnet der Bursche, der uns über das Übel belehrte, das zu viel Geld im Wahlkampf anrichtet, ist dabei, sich die Wahl in Arizona zu kaufen."