Süddeutsche Zeitung

Mazedonien:Kurzer Überblick über die Geschichte

Birgit Lutz

Um 580 wird Mazedonien von den Slawen besiedelt. Um 950 spricht Mazedonien erstmals von einem mazedonischen Staatswesen. 1371 dringen die Türken in Mazedonien ein und es folgt eine über 500jährige Herrschaft der Osmanen.

Die osmanische Herrschaft endet 1913 nach den Balkankriegen. Im Frieden von Bukarest wird Mazedonien in drei Teile geteilt: - Vardar-Mazedonien wird serbisch,- Pirin-Mazedonien fällt an Bulgarien,- das ägäische Mazedonien wird griechisch.

Im Zweiten Weltkrieg kapituliert Jugoslawien 1941 gegenüber den feindlichen Armeen. Mazedonien wird überwiegend von Bulgarien besetzt, der Westen wird an Groß-Albanien angeschlossen. 1944 verzichtet Bulgarien offiziell auf das von ihm besetzte mazedonische Gebiet.

Proklamation der Volksrepublik Mazedonien

Im April 1945 wird die Volksrepublik Mazedonien innerhalb des neuen Jugoslawien ausgerufen, im Dezember 1946 tritt die erste Verfassung der VR Mazedonien in Kraft.

1963 wird die VR Mazedonien in Sozialistische Republik Mazedonien umbenannt.

Mazedonien erklärt Unabhängigkeit

Im April streicht das Parlament "Sozialistisch" aus dem Staatsnamen. Am 18. September 1991 erklärt Mazedonien als dritte Republik Jugoslawiens nach Slowenien und Kroatien seine Unabhängigkeit.

International darf sich die Republik jedoch nicht Mazedonien nennen, sondern muss unter dem Kürzel FYROM (Former Yugoslavian Republic of Macedonia) firmieren. Grund dafür ist der ungeklärte Namensstreit mit der griechischen Regierung, die den Namen für ihre nordgriechische Provinz Mazedonien beansprucht.

Im November 1991 tritt eine neue Verfassung in Kraft. Die Verfassung postuliert unter anderem Pluralismus und freien Markt. Staatsoberhaupt ist der Präsident der Republik. Das Parlament hat mindestens 120 für vier Jahre gewählte Abgeordnete.

1992 bringt Mazedonien eine eigene Währung in Umlauf. 1993 wird Mazedonien in die UN aufgenommen.

Kiro Gligorov (SDSM - Sozialdemokratischer Bund Mazedoniens) geht aus den ersten Präsidenten- und Parlamentswahlen seit der Unabhängigkeit als Sieger hervor.

1995 wird Mazedonien Mitglied der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und in den Europarat aufgenommen.

Bei den zweiten Parlamentswahlen seit der Unabhängigkeit geht die VMRO-DPMNE als Sieger hervor. Premierminister wird Ljubco Georgievski, die Regierungskoalition besteht aus VMRO-DPMNE, der DA und der Demokratischen Partei der Albaner DPA.

Die neue mazedonische Regierung stimmt der Stationierung einer 2.500 Mann starken Nato-Truppe zu.

Luftangriffe bringen Flüchtlingsstrom nach Mazedonien

Die Nato beginnt am 24. März 1999 Luftangriffe auf Jugoslawien. Vor allem Mazedonien und Albanien werden Ziel eines Flüchtlingsstroms. Ende 1999 halten sich etwa 250.000 Kosovoflüchtlinge in Mazedonien auf.

Im Juni 1999 beginnen die KFOR-Truppen ihren Einmarsch in den Kosovo. Anfang Juli 1999 sind 16.000 Nato-Soldaten in Mazedonien stationiert. Gleichzeitig beginnt die organisierte Rückführung der Kosovoflüchtlinge in ihre Heimat.

Boris Trajkovski (VMRO-DPMNE) geht im November 1999 als Sieger aus den Präsidentschaftswahlen hervor.

Geberkonferenz übertrifft alle Erwartungen

Die Geberkonferenz für die Krisenländer des Balkans (Albanien, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Rumänien sowie die jugoslawische Teilrepublik Montenegro) verpflichtet sich im März 2000, für den Aufbau der Infrastruktur der Region 2,4 Milliarden Euro in den nächsten zwölf Monaten zur Verfügung zu stellen.

Das Ergebnis sprengt nach den Worten des internationalen Koordinators des Stabilitätspakts, Bodo Hombach, alle Erwartungen.

Kriegerische Auseinandersetzung droht

Anfang März 2001 droht der Region eine neue kriegerische Auseinandersetzung. An der Grenze Mazedoniens zum Kosovo kommt es zu schweren Zusammenstößen der mazedonischen Polizei mit albanischen Rebellen. Offiziell kämpfen die Extremisten für die Gleichberechtigung der albanischen Minderheit in Mazedonien.

Dahinter wird jedoch die Absicht vermutet, dass die Extremisten mit Waffengewalt versuchen wollen, die albanischen Gebiete in Mazedonien und Südserbien zu einem Groß-Kosovo oder Groß-Albanien zusammen zu führen.

Am 13. August unterzeichnen Mazedonier und Albaner ein Friedensabkommen, das der albanischen Minderheit mehr Rechte gewähren soll.

Zentrale Punkte des Abkommens: - Mazedonien soll der Staat aller seiner Bürger und nicht nur der mehrheitlich slawischen Mazedonier sein.- Albanisch wird neben Mazedonisch zur Amtssprache, ebenso jede andere Sprache, die von mindestens 20 Prozent der Bevölkerung gesprochen wird.- Alle Minderheiten sollen proportional nach ihrem Bevölkerungsanteil im Parlament vertreten sein. - Die Kommunen erhalten mehr Rechte, die Grenzen zwischen ihnen werden neu gezogen. Die Albaner erhalten eigene Hochschulen.- Die Polizei steht auch für albanischstämmige Beamte offen.

Am 22. August schickt die Nato 3.500 Soldaten nach Mazedonien, die in einem einmonatigen Einsatz die Waffen der albanischen UCK einsammeln sollen.

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