Massiver Widerstand:Dresdner verhindern Asylbewerberheim

Lesezeit: 2 Min.

  • Ein Dresdner Hotel wird jetzt doch nicht zur Flüchtlingsunterkunft.
  • Der Eigentümer teilte der Stadt überraschend mit, er ziehe sein Angebot zur Anmietung zurück. Dem waren Anfeindungen wie asylkritische Schmierereien am Hotel vorangegangen.
  • Der Stadt fehlen nun 94 Plätze für die Unterbringung von Flüchtlingen.
  • In Dresden findet die islamkritische Bewegung Pegida den stärksten Zulauf. Hier protestieren Woche für Woche Tausende gegen eine vermeintliche Überfremdung.

Asylunterkunft scheitert an Protest

Das Hotel "Prinz Eugen" in Dresden-Laubegast sollte eigentlich eine Unterkunft für Flüchtlinge werden. Doch der Eigentümer hat überraschend mitgeteilt, das Haus stehe nicht mehr wie besprochen zur Anmietung zur Verfügung, wie die Stadt Dresden berichtet.

Schmierereien und Gewaltdrohungen

Im Hotel "Prinz Eugen", das aktuell noch für reguläre Gäste geöffnet ist, sollte ein Übergangswohnheim für Flüchtlinge mit 94 Plätzen entstehen. Mitte Dezember hatte der Stadtrat den Standort für die Einrichtung per Beschluss bestätigt. Kurz vor Weihnachten folgte die Genehmigung der Bauaufsicht.

Die Pläne stießen jedoch auf massiven Widerstand der Dresdner. Eine Petition der Initiative MeinLaubegast.de gegen das Asylbewerberheim fand 5700 Unterzeichner. Neben asylkritischen Schmierereien am Hotel sei es außerdem zu Gewaltdrohungen in sozialen Netzwerken gekommen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Dresden.

Das wurde dem Hoteleigentümer nun zu viel. Er teilte der Stadt Dresden mit, er müsse von seinem Angebot zur Anmietung Abstand nehmen.

"Die 94 Unterbringungsplätze waren fest eingeplant"

Die Stadt stellt dies vor große Schwierigkeiten. "Die 94 Unterbringungsplätze waren fest eingeplant", sagt Sozialbürgermeister Martin Seidel, der in Dresden für die Unterbringung von Asylbewerbern zuständig ist. Kurzfristig realisierbare Alternativen gebe es nicht, auch wenn das von einzelnen Stadtratsfraktionen immer behauptet worden sei. Daher wolle die Stadt den Kontakt zum Hotel-Eigentümer suchen. Man habe schließlich auf beiden Seiten bereits viel Zeit und Geld in das Projekt investiert. "Viel Hoffnung habe ich jedoch nicht."

Zunächst werde man nun versuchen, mehr Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen. Doch auch dagegen regt sich Widerstand: Mehr als 6000 Likes hat eine entsprechende Initiative auf Facebook, unter den Fans sind mehrere rechtsextreme NPD-Kader.

Flüchtling in Dresden tot aufgefunden

Zulauf für Pegida
:25 000 protestieren in Dresden gegen "Überfremdung"

Die Teilnehmerzahlen steigen und steigen: In Dresden treffen sich 25 000 Anhänger der Pegida-Bewegung nach den Attentaten in Paris zum "Trauermarsch". In Leipzig versammeln sich bei der Premiere von Legida 4700 Islam-Gegner. Doch ihnen stehen immerhin 35 000 Gegendemonstranten gegenüber.

Von Hannah Beitzer, Thorsten Denkler, Ulrike Nimz, Jannis Brühl

Zwar waren am Samstag in Dresden 35 000 Menschen gegen die islam- und fremdenfeindliche Pegida-Bewegung auf die Straße gegangen. Doch haben die Islamkritiker in Dresden ihren stärksten Zulauf. Erst am vergangenen Montag protestierten 25 000 Anhänger gegen eine vermeintliche Überfremdung und für ein strengeres Asylrecht. Dabei lebten nach Angaben der Stadt zum Jahreswechsel lediglich etwas mehr als 2000 Asylbewerber in der 500 000-Einwohner-Metropole.

Pegida-Ableger in München
:Bagida als Szenetreff für Neonazis

Ein verurteilter Rechtsterrorist war dabei, auch ein Angeklagter aus dem NSU-Prozess: Bei der Demo des Münchner Pegida-Ablegers liefen bekannte Neonazis mit. Für die Organisatorin von Bagida "waren das alles Menschen".

Von Andreas Glas, Sebastian Krass und Susi Wimmer

Derweil sorgt in Dresden der Tod eines 20-jährigen Flüchtlings aus Eritrea für Diskussionen in sozialen Netzwerken: Der junge Mann wurde am Dienstag blutüberströmt und tot im Hof einer Plattenbausiedlung in Leubnitz-Neuostra gefunden. Einem Bericht der Morgenpost zufolge ermittelt die Mordkomission. Von Seiten der Polizei hieß es zunächst, es gebe keine "Anhaltspunkte für Fremdeinwirkung". Der 20-Jährige lebte dem Bericht zufolge in einer von der Stadt zugewiesenen Wohnung.

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