Süddeutsche Zeitung

Massaker im irakischen Haditha:US-Soldaten angeklagt

Fast zwei Jahre nach dem Massaker an Zivilisten in Haditha werden zwei Männer vor ein US-Militärgericht gestellt - einer ist der ranghöchste angeklagte US-Soldat seit dem Vietnam-Krieg.

Wegen des Todes von 24 Irakern in Haditha nordwestlich von Bagdad müssen sich zwei US-Soldaten vor einem Militärgericht verantworten. Die Militärjustiz im kalifornischen San Diego beschloss, gegen Oberstleutnant Jeffrey Chessani und den Gefreiten Stephen Tatum Anklage zu erheben.

Die US-Marineinfanterie erklärte, die Vorwürfe reichten von Pflichtversäumnis und der Verzögerung der Ermittlungen bis hin zu fahrlässiger Tötung. Der ursprüngliche Vorwurf des Mordes gegen einen der Soldaten würde damit fallengelassen.

Chessani ist der ranghöchste Soldat der US-Streitkräfte seit dem Vietnam-Krieg, der vor ein Militärgericht gestellt werden soll. Dem Oberstleutnant wird die Verletzung von Amtspflichten und Dienstanweisungen zur Last gelegt. Als verantwortlicher Offizier habe er es versäumt, die Vorfälle vom 19. November 2005 sorgfältig zu prüfen und seinen Vorgesetzten Bericht zu erstatten.

Eine Gruppe von US-Soldaten hatte am Morgen des 19. November 2005 mehrere Häuser in der 200 Kilometer nordwestlich von Bagdad gelegenen Hochburg der sunnitischen Aufständischen gestürmt und 24 Zivilisten getötet, darunter zahlreiche Frauen und Kinder.

Auslöser des Blutbads soll Wut über den Tod eines Kameraden gewesen sein, der kurz zuvor in der Nähe der Häuser durch eine am Straßenrand deponierte Bombe getötet worden war.

Insgesamt gab es wegen dieses Verbrechens acht Ermittlungsverfahren. Vier wurden bislang eingestellt, die Beteiligten kamen mit einer Disziplinarmaßnahme davon. Auch in diesen Fällen ging es zumeist um Versäumnisse bei der Berichterstattung.

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AP/dpa/Reuters
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