CDU/CSU-Fraktion:Plötzlich im Bundestag

CDU/CSU-Fraktion: Kristina Nordt hatte im Januar eine Stelle beim Kolping-Bildungswerk Thüringen angetreten. Jetzt sitzt sie im Bundestag.

Kristina Nordt hatte im Januar eine Stelle beim Kolping-Bildungswerk Thüringen angetreten. Jetzt sitzt sie im Bundestag.

(Foto: Andrea Ludwig Design)

Wegen der Lobbyaffären gibt es ein halbes Jahr vor der Wahl drei neue Unionsabgeordnete: Kristina Nordt, Bernd Fabritius und Kordula Kovac.

Von Robert Roßmann, Berlin

Die Affären um Masken-Provisionen und dubiose Auslandskontakte sind - um die Worte des Bundespräsidenten aufzugreifen - "Gift für die Demokratie". Sie haben aber auch den Unionsparteien schwer geschadet. Dass CDU und CSU in den Umfragen unter die 30-Prozent-Marke gefallen sind, liegt nicht nur an der sinkenden Akzeptanz der Corona-Krisenpolitik, sondern auch an der Empörung über einige Unionsabgeordnete. Mark Hauptmann und Nikolas Löbel (beide CDU) sowie Georg Nüßlein (CSU) sind wegen der Affären inzwischen nicht mehr Mitglied der Unionsfraktion. Hauptmann und Löbel sind sogar ganz aus dem Bundestag ausgeschieden. Wegen einer umstrittenen Nebentätigkeit für die nordmazedonische Partei VMRO hat auch Tobias Zech (CSU) sein Mandat niedergelegt. Doch es gibt in der Union nicht nur Verlierer, sondern auch drei Gewinner.

Für Hauptmann, Zech und Löbel sind jetzt nämlich drei Unionspolitiker in den Bundestag nachgerückt. Unerwartet und kurz vor Ende der Legislaturperiode kommen die drei damit doch noch zu Abgeordnetenehren. Im Kalender des Parlaments sind - inklusive der laufenden - nur noch sieben Sitzungswochen bis zur Bundestagswahl vorgesehen. Wie geht es jemand, der so kurz vor Schluss noch nachrückt?

"Ich werde mein Möglichstes tun, um dem Eindruck, den die Politik in den vergangenen Tagen manchmal vermittelt hat, mit Fleiß und Aufrichtigkeit entgegenzuwirken", verspricht Kristina Nordt. Die 39-jährige Sozialwissenschaftlerin ist für Hauptmann nachgerückt, den Mann mit den dubiosen Aserbaidschan-Kontakten. Seit Montag ist Nordt Abgeordnete, am Dienstag bezog sie ihr Büro im Bundestag und führte erste Mitarbeitergespräche - am Nachmittag nahm sie zum ersten Mal an einer Sitzung der Unionsfraktion teil. "Die beiden ersten Tage waren sehr spannend", sagt sie. Die Kollegen hätten sie freundlich aufgenommen. Voraussichtlich werde sie im Bundestagsausschuss für Wirtschaft und Energie landen.

Auf die überraschend gestorbene Karin Strenz folgt Maika Friemann-Jennert

Nordt ist in Kaiserslautern geboren. Sie lebt aber seit ihrem zwölften Lebensjahr in Thüringen. Seit 2011 sitzt sie im Kreisvorstand der CDU Erfurt. Erst im Januar hatte sie einen neuen Job angetreten - als Assistentin der Geschäftsführung beim Kolping-Bildungswerk Thüringen. Ganz fremd ist Nordt die Berufspolitik nicht. Sie hat bereits als Referentin für die Thüringer CDU-Landtagsfraktion und für das Landessozialministerium gearbeitet. Und ihr Vater war Landesinnenminister.

Die anderen beiden Profiteure der Affären sind die 63 Jahre alte Kordula Kovac (CDU) aus Baden-Württemberg und der 55-jährige Bernd Fabritius (CSU) aus Bayern. Beide waren bereits von 2013 bis 2017 Bundestagsabgeordnete. Die gelernte Verwaltungsbeamtin Kovac folgt auf Löbel. Fabritius ersetzt Zech. Fabritius ist Rechtsanwalt und Präsident des Bundes der Vertriebenen. Er trat umgehend in die Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der Unionsfraktion ein.

Da Kristina Nordt und Kordula Kovac männliche Abgeordnete ersetzen, erhöht sich der extrem niedrige Frauenanteil in der Unionsfraktion etwas. Er liegt aber weiterhin nur bei gut 20 Prozent. Auf die am Sonntag überraschend gestorbene CDU-Abgeordnete Karin Strenz folgt ebenfalls eine Frau. Erste Nachrückerin auf der Liste ist Maika Friemann-Jennert. Die 56-jährige Landtagsabgeordnete aus Mecklenburg-Vorpommern kündigte am Dienstag an, das Bundestagsmandat von Strenz übernehmen zu wollen.

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