Karl Marx:Nischels Jahr

Karl Marx Monument in Chemnitz, 2017

Denkmalschicksal: Karl Marx ist dazu verurteilt, in Chemnitz schweigend nach vorn zu schauen, zum Asia-Restaurant "Goldene Krone" und zur Filiale von Saturn.

(Foto: Stefanie Preuin)

2018 wurde der 200. Geburtstag von Karl Marx gefeiert. Das Bild des Jahres aber war das Marx-Monument in Chemnitz, vor dem sich Rechte versammelten. Wie konnte das passieren?

Von Holger Gertz

Einmal hat Thomas Morgenstern sogar dafür gesorgt, dass Karl Marx in Chemnitz an seinem Platz bleibt, Standort Brückenstraße. Der Kopf ein sieben Meter hoher Bronzeguss, der Sockel darunter verkleidet mit ukrainischem Korninski-Granit. Vor der feierlichen Enthüllung 1971 hatte erst ein gewaltiges Laken über dem Kopf gelegen, aber man konnte trotzdem schon ungefähr erkennen, wer darunter war, das Laken war zu klein für Marx, seinen Geist, seinen Schädel. Nischel sagt man in Sachsen zu derart großen Köpfen, oder noch pointierter: Nischl. Da stand also Karl Marx in Karl-Marx-Stadt, er war auch bald auf der 35-Pfennig-Briefmarke, und nach der Wende hielt er durch, obwohl Karl-Marx-Stadt da längst schon wieder Chemnitz hieß. "Dor Nischel" solle ruhig bleiben, fanden viele Bürger. Und dann, gut zehn Jahre her, gab es eine Anfrage aus Münster, wo der Bronzekopf bei einer Kunstausstellung präsentiert werden sollte, die Westfalen wollten den Nischel, sie wollten ihn wenigstens leihen.

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