Marokko:König Mohammed VI.

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Mohammeds Gesundheit ist offenbar angegriffen. (Foto: AFP)

Marokkos machtbewusster Reformer feiert Thronjubiläum. Tiefgreifend demokratisch waren seine Reformen jedoch nie.

Von Moritz Baumstieger

Eine der Bürden, die gekrönte Häupter tragen müssen, ist eine gelegentliche Verpflichtung zum Eigenlob. Anders als normale Arbeitnehmer können sie nicht darauf zählen, dass zu besonderen Dienstjubiläen ein Kollege oder Vorgesetzter würdigende Worte spricht. Und so nahm Mohammed VI., König von Marokko und Oberhaupt der Gläubigen, am Montag in seiner Sommerresidenz in Tétouan Platz, um sich zum 20. Jahrestag seiner Thronbesteigung selbst eine Rede zu halten.

Kronprinz Moulay Hassan und Mohammeds Bruder Moulay Rachid, die Nummer zwei der Thronfolge, saßen hinter dem Monarchen, wohl um die Kontinuität des seit 1664 regierenden Hauses der Alawiden zu unterstreichen. Für die anderen 34 Millionen Marokkaner wurden die Worte von "M6", wie der Regent oft genannt wird, über sämtliche Radio- und Fernsehstationen des Landes übertragen.

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Man muss Mohammed VI. zugutehalten, dass seine Worte den Zustand des Landes nach zwei Dekaden seiner Herrschaft relativ akkurat beschrieben: Der König hob die politischen und ökonomischen Reformen hervor, die er angestoßen hat, gestand aber auch ein, dass nicht jeder Marokkaner ausreichend von ihnen profitiere. Aus diesem Grund kündigte er eine Kabinettsumbildung und die Schaffung eines Expertengremiums an, das eine neue Vision für die Entwicklung des Landes erarbeiten soll. Auch dies ist in gewisser Weise typisch für das heutige Marokko: Missstände werden zwar durchaus benannt, die Verantwortung für sie wird aber den Berufspolitikern und höfischen Beratern zugeschoben. Nicht jedoch dem König, obwohl der weiterhin die zentrale Machtposition im politischen System innehat.

Als Mohammed im Juli 1999 eine Woche nach dem Tod des Vaters den Thron bestieg, setzten die Marokkaner große Hoffnungen in den damals 35-Jährigen: Mit seinem Faible für Jetski und PS-starke Sportwagen war er zwar nicht wirklich ein Mann des Volkes, schien aber deutlich nahbarer als Hassan II., der das Land mit unerbittlicher Härte regiert hatte.

Tatsächlich machte Mohammed vieles anders: Er heiratete eine Bürgerliche, ließ das Familienrecht reformieren und die Geschlechter formal gleichstellen, berief eine Wahrheitskommission ein, um die Menschenrechtsverletzungen aufzuarbeiten, die im Namen seines Vaters begangen worden waren. Er ließ Straßen, Häfen, Züge und Solarkraftwerke bauen, und als 2011 der Wind der Veränderung durch die Region wehte, modernisierte "M6" auch die Verfassung - wohl um zu verhindern, dass sich ein Sturm entwickelt, der die Monarchie hinwegfegen könnte.

Tiefgreifend demokratisch waren diese Reformen jedoch nie. Und auch, als die Medien ihm den Beinamen "König der Armen" verliehen, weil er anprangerte, dass der Reichtum im Land wächst, aber nur wenige etwas davon merken, belegte das eine gewisse Doppelmoral: Mohammed VI. ist Milliardär, einer der reichsten Monarchen der Welt. Als Unternehmer ist er in fast jedem Wirtschaftssektor engagiert, die Einnahmen, die ihm seine Untertanen in ihrer Doppelrolle als Kunden bescheren, sind für Majestät steuerfrei.

Zuletzt stand "M6" eher wegen privater Dinge im Fokus: Viel Zeit verbringt er in seinem Schloss Betz bei Paris, zumindest lassen unzählige im Netz kursierende Selfies darauf schließen. Auf ihnen posieren stolze Diaspora-Marokkaner mit dem Regenten, der zu Hause traditionelle Roben trägt und im Ausland modisch äußerst gewagte Kombinationen. Und als der Hof 2018 ein Foto aus einem Krankenhaus veröffentlichte, sahen viele Marokkaner zwei lange kursierende Gerüchte belegt: Zum einen ist Mohammeds Gesundheit angegriffen, dem Vernehmen nach war er am Herzen operiert worden. Zum anderen ist "M6" wohl wieder Single. Auf dem Bild war der König von Familienmitgliedern umringt, nur die Ehefrau fehlte, Prinzessin Lalla Salma. Mittlerweile hat ein Anwalt des Paares die Trennung bestätigt.

© SZ vom 31.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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