Mango Sticky Rice:Es gibt Reis, Baby

Mango Sticky Rice: Ein Nationalgericht in Thailand: Mango mit Klebreis.

Ein Nationalgericht in Thailand: Mango mit Klebreis.

(Foto: Lauren DeCicca/Getty Images)

Wie eine thailändische Sängerin mit ihrem Auftritt in Kalifornien einen Run auf ein Nationalgericht auslöst - und warum das auch politisch ist.

Von David Pfeifer, Bangkok

Wie alles mit allem zusammenhängt, konnte man in der vergangenen Woche beobachten, als ein Lied um die Welt ging und sich auf der anderen Seite des Planeten manifestierte. Am Samstag trat die Rapperin Milli auf einem Musikfestival in Indio, Kalifornien, auf - und in der Folge wurde in Thailand die Nationalnachspeise "Mango and Sticky Rice" knapp.

Beim Coachella-Festival performen Superstars wie Beyoncé neben neuen und spannenden Künstlern aus aller Welt. So kam es zum Auftritt von Milli, die eigentlich Danupha Khanatheerakul heißt und 2002 in Bangkok geboren wurde. In Thailand ist sie bereits ein Star, sie rappt über Bullys an der Schule und Schönheitsfixierung, über Themen also, die 19-Jährige so beschäftigen.

Mango Sticky Rice: Milli mit Nachtisch bei ihren Auftritt beim Coachella-Festival.

Milli mit Nachtisch bei ihren Auftritt beim Coachella-Festival.

(Foto: Kevin Winter/Getty Images via AFP)

Nach Lalisa Manobal, Mitglied der sagenhaft erfolgreichen K-Pop-Band "Blackpink", war Milli erst die zweite Thailänderin, die überhaupt bei Coachella auftreten konnte. Das allein hätte ihr in der Heimat viel Ehre eingebracht. Darüber hinaus aber nutzte Milli ihre Performance, um ein paar nervige Klischees über ihre Heimat zu korrigieren - "Ich reite keinen Elefanten" - und um die Regierung zu kritisieren: "Das Land ist gut, die Menschen sind gut, unser Essen ist gut, aber die Regierung ist verdorben." Dann fuhr sie mit der Gabel in eine Schale Mango mit Klebreis und nahm einen Bissen.

Daraufhin wurden in ihrer Heimat die Verkaufsstände für diese leicht süße, sanft saure und eher frisch schmeckende Speise überrannt, weil Thailänderinnen und Thailänder - ein weiteres Klischee - ohnehin sehr auf Essen fixiert sind. Premierminister Prayut Chan-o-cha versuchte, den Hype zu nutzen. Er wolle das Kulturministerium anweisen, die Speise bei der Unesco als Kulturerbe vorschlagen zu lassen, sagte er laut der Bangkok Post, "es ist wichtig für Thailand, seine Softpower im Ausland zu nutzen. Wir haben viele Ressourcen, die auf der internationalen Bühne beworben werden können".

In den sozialen Medien kursieren nun Montagen: Auf einer wird Bangkoks Demokratiedenkmal durch einen riesigen Haufen Klebreis ersetzt, der von vier Mangoscheiben abgeschirmt wird. Thailand ist eine Fassadendemokratie, Prayut ein ehemaliger General, der sich nach dem letzten Putsch in einer Wahl hat bestätigen lassen. Proteste werden unterdrückt. Das Kulturministerium wurde nach der Logik der Armee besetzt, eher nach Rang als nach Ahnung und Kompetenz. Auch Lalisa Manobal wollte man, als sie bereits ein Star war, zu einem Silvesterauftritt für die Tourismuswerbung bewegen. Sie lehnte ab. Die Kreativen des Landes leiden unter Zensur und Bürokratie, was unter anderem der Grund sein dürfte, warum Südkorea das größere Thailand in Sachen Softpower abgehängt hat und neben K-Pop auch Fernsehserien wie "Squid Game" in die Welt sendet, um für das Land zu werben.

Milli hingegen wurde vor einem Jahr zu einer Geldstrafe von 2000 Baht verurteilt, etwa 50 Euro, nachdem sie das schlechte Pandemie-Management der Regierung kritisiert hatte. So sehr der Premierminister ihren Auftritt nun also nutzen möchte, um die Kultur des Landes zu bewerben - es kann sein, dass die vielen Bestellungen auch eine sehr thailändische Art sind, Kritik zu äußern. Essen als subversiver Akt.

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