Süddeutsche Zeitung

Korruptionsverdacht:Maltas Ex-Kabinettschef Schembri angeklagt

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Maltas Justiz belastet den einst unantastbar gewähnten früheren Kabinettschef des Premiers schwer. Ihm wird unter anderem Korruption, Geldwäsche und Fälschung vorgeworfen.

Von Oliver Meiler, Rom

Maltas Justiz hat den einst unantastbar gewähnten früheren Kabinettschef des Premiers, Keith Schembri, schwer belastet und damit einen Schatten auf die gesamte Regierung des im Januar 2020 zurückgetreten Joseph Muscat geworfen. Schembri verbrachte das Wochenende in der Corradino Correctional Facility, einem Gefängnis auf der Insel. Er hatte versucht, gegen Kaution freizukommen. Doch das Gericht verweigerte das Gesuch von Schembri und zehn weiteren Angeklagten mehrerer miteinander verknüpfter Finanzaffären. Die Richter sind der Meinung, die Angeklagten könnten andernfalls Beweismaterial aus der Welt schaffen. Schembri wird unter anderem Korruption, Geldwäsche und Fälschung vorgeworfen.

Der Fall geht auf ein Geschäft vor ein paar Jahren zurück. Schembris Firma, die Kasco Holdings, soll den Zuschlag für den Bau der Druckerei der Zeitung Times of Malta - ein Auftrag über 30 Millionen Euro - nur deshalb erhalten haben, weil er den damaligen Manager des Zeitungshauses geschmiert habe. Insgesamt sollen zwischen 2010 und 2015 über Offshore-Firmen 650 000 Euro geflossen sein.

Schembri beteuert seine Unschuld. Angeklagt wurden auch sein Vater und eine Reihe von Finanzexperten, deren Namen im Zusammenhang mit den Enthüllungen aus den Panama Papers bekannt geworden waren: Auch Brian Tonna von der britischen Nexia BT wurde abgeführt. Tonna soll 2013, kurz nach dem Wahlsieg der regierenden Labour Party, jene Konten und Holdings in Panama und Neuseeland eingerichtet haben, von denen man annimmt, dass sie Schembri & Co. für das Verstecken von Schmiergeld in einem Energiedeal und unterschlagenem Staatsgeld dienen sollten. Schembri ist auch im Fall um den Verkauf maltesischer Pässe angeklagt.

Aufgedeckt hatte die Korruptionsaffäre um die Druckerei der Oppositionschef Maltas, Simon Busuttil, Vorsitzender der Nationalist Party, und zwar bereits 2017, mit Beweisen. Busuttil sagt nun, die Anklage beweise, dass Daphne Caruana Galizia, die berühmte Bloggerin und Enthüllungsreporterin, die auch über diesen Fall berichtete, recht hatte. "Wir bringen zu Ende, was du begonnen hast." Caruana Galizia ist im Oktober 2017 ermordet worden.

Bei den Mordermittlungen fällt regelmäßig auch der Name Schembris. Doch bisher gibt es keine Beweise dafür, dass er direkt in den Auftragsmord verwickelt ist. Bekannt ist seine Verbindung zu Yorgen Fenech, einem berühmten maltesischen Unternehmer im Energiesektor. Fenech wird verdächtigt, über Mittelsmänner drei Mörder angestellt zu haben. Sein Prozess soll in den kommenden Monaten beginnen.

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