Mord an maltesischer Journalistin:Kronzeuge im Fall Daphne Galizia im Krankenhaus

Malta: Ermittler untersuchen den Ort, an dem Melvin Theuma verletzt gefunden wurde

Ermittler in der Nähe des Hauses von Melvin Theuma

(Foto: REUTERS)

Er wurde verletzt aufgefunden. Der Zeuge hätte heute im Prozess um den Mord an der Enthüllungsjournalistin aussagen sollen.

Ein Kronzeuge im Mordfall der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia ist am Dienstagabend in ein Krankenhaus gebracht worden. Melvin Theuma sei von einem Polizisten, der sein Haus bewachte, verletzt aufgefunden worden, berichtete die Polizei. Theumas Anwalt hatte demnach zuvor vergeblich versucht, seinen Klienten zu erreichen und Alarm geschlagen.

Nach Angaben der Polizei habe die Situation nach einem Suizidversuch ausgesehen. Theumas Zustand sei kritisch, berichtete die Times of Malta unter Berufung auf nicht näher definierte Quellen.

Vor Gericht hatte der Taxifahrer Theuma im vergangenen Dezember ausgesagt, dass der Unternehmer Yorgen Fenech ihm Geld gegeben habe, um Auftragskiller zu bezahlen. Theuma hatte im Gegenzug für Informationen zu dem Mordfall Straffreiheit erhalten. Die regierungskritische Bloggerin Caruana Galizia war im Oktober 2017 durch eine Autobombe getötet worden.

Theuma sollte am Mittwoch erneut vor Gericht aussagen. Fenechs Anwälte haben unterdessen die Aussagen des Taxifahrers angezweifelt und mit Tonaufnahmen gedroht, die belegen sollen, dass Theuma nicht die ganze Wahrheit gesagt habe. Fenech war Ende November 2019 festgenommen worden, als er mit einer Jacht das Land verlassen wollte, und wurde danach unter anderem wegen Mittäterschaft angeklagt.

Caruana Galizia hatte zu Korruption beim Bau eines Gaskraftwerks recherchiert, an dem Fenech beteiligt war. Fenech weist die Anschuldigungen gegen ihn zurück. Die Krise hatte die Regierung in Malta ins Wanken gebracht und zum Rücktritt von Premier Joseph Muscat im Januar geführt.

Anmerkung der Redaktion: Wir haben uns entschieden, in der Regel nicht über Selbsttötungen oder deren Versuche zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Grund dafür ist die hohe Nachahmerquote nach jeder Berichterstattung über Suizide.

Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

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