Süddeutsche Zeitung

Malta:Zwei Brüder nach Mord an Journalistin schuldig gesprochen

Die Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia recherchierte zu Korruption in ihrem Heimatland Malta. 2017 wurde sie getötet. Ihre Mörder wurden zu je 40 Jahren Haft verurteilt.

Fünf Jahre nach dem tödlichen Bombenattentat auf die Journalistin Daphne Caruana Galizia sind auf Malta zwei Brüder wegen Mordes schuldig gesprochen worden. Eine Richterin verurteilte die beiden am Freitag gleich am ersten Prozesstag in der Hauptstadt Valletta zu Haftstrafen von je 40 Jahren.

Caruana Galizia war eine der bekanntesten Journalistinnen des EU-Inselstaates und recherchierte sowie veröffentlichte jahrelang über die teils weitreichende Korruption im Land. Der Anschlag sorgte landesweit und international für großes Aufsehen und Empörung.

Die Brüder hatten sich nach wenigen Stunden Verhandlung überraschend als schuldig bekannt, die Journalistin am 16. Oktober 2017 mit einer Autobombe umgebracht zu haben. Bei einer Verurteilung durch die Jury, die erst am Morgen eingesetzt worden war, hätte den Brüdern lebenslange Haftstrafen gedroht. Vor den beiden hatten bereits ein dritter Auftragsmörder sowie ein Taxifahrer Geständnisse abgelegt. Der Taxifahrer gab an, ein Vermittler zwischen den Mördern und einem bekannten Geschäftsmann als Auftraggeber des Attentats gewesen zu sein.

Bei dem Beschuldigtem soll es sich um den Geschäftsmann und Millionär Yorgen Fenech handeln, der in dem Fall ebenfalls angeklagt ist. Fenech streitet die Vorwürfe ab und behauptet, einflussreiche Politiker steckten hinter dem Attentat. Er sitzt seit einem missglückten Fluchtversuch seit November 2019 in Haft.

Der Millionär wartet auf den Beginn seinen Prozess. Die beiden verurteilten Brüder kündigten laut Medienberichten beim Verlassen des Gerichtssaals an, nun die ganze Wahrheit zu verraten.

Wie die Ermittler rekonstruierten, platzierten die drei Männer unter dem Fahrersitz des Autos der Journalistin den Sprengstoff und ließen ihn ferngesteuert hochgehen. Den Zünder habe einer der Brüder per Handy auf einem Boot ausgelöst und das Telefon ins Meer geworfen.

Die aus Malta stammende Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola, schrieb nach der Urteilsverkündung bei Facebook, der Schuldspruch bedeute für Caruana Galazia und die Angehörigen zwar keine Gerechtigkeit, sei aber "ein kleiner Schritt". Jetzt müssten die Hintermänner des Mordes und jene, die die Täter schützten, zur Rechenschaft gezogen werden, schrieb Metsola.

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SZ/dpa/case/bix
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