Mali:Putschisten setzen Regierung fest

Im westafrikanischen Staat Mali haben meuternde Soldaten offenbar die Macht übernommen.

Im westafrikanischen Mali haben meuternde Soldaten Präsident Ibrahim Boubacar Keita und Mitglieder seiner Regierung gefangen genommen. Der Staatschef wurde am Dienstag in seiner Residenz in der Hauptstadt Bamako festgehalten, nachdem es zuvor in einem nahe gelegenen Militärstützpunkt zu einem Aufstand gekommen war. Wer das Land derzeit führt, blieb zunächst unklar. Seit Juni waren Zehntausende Menschen in Bamako gegen den Präsidenten auf die Straße gegangen. Sie werfen ihm Korruption und Versagen im Kampf gegen islamistische Aufständische vor. Als Gerüchte von der Festnahme Keitas die Runde machten, feierten Oppositionelle im Zentrum von Bamako.

Die Opposition, die hinter den wochenlangen Protesten steht, erklärte, die Festnahme des Präsidenten sei kein Militärputsch, sondern ein Volksaufstand. Auf Änderungsvorschläge habe der Präsident mit "Tötungen" reagiert, sagte ein Sprecher des Oppositionsbündnisses M5-RFP.

Am Dienstag wurden nach Angaben der Afrikanischen Union (AU) auch Ministerpräsident Boubou Cisse und andere Regierungsmitglieder festgesetzt. Die AU verlange die sofortige Freilassung der Politiker und verurteilte das Vorgehen der Soldaten scharf. Ähnlich äußerte sich auch Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian. Es wurde befürchtet, dass ein Sturz des malischen Präsidenten die ganze Sahel-Region Westafrikas destabilisieren könnte. In der ehemaligen französischen Kolonie sind auch Bundeswehr-Einheiten stationiert. Sie unterstützen mit bis zu 1100 Kräften einen UN-Blauhelm-Einsatz.

2012 hatte eine Meuterei in demselben Militärstützpunkt zu einem Putsch geführt, bei dem der damalige Präsident Amadou Toumani Toure gestürzt wurde. Der Staatsstreich war auch mitverantwortlich dafür, dass der Norden Malis an radikale Islamisten fiel.

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